Markus Palionis hört endgültig mit dem Fußballspielen auf. Ein Jahr nach dem Ende der Profikarriere ist für den Routinier auch in der U21 Schluss. Dafür übernimmt er noch mehr Trainer-Aufgaben bei den Profis und in der Jahnschmiede.
Markus Palionis kennt nur 100 Prozent. Das hat er in seiner Profikarriere immer ausgestrahlt und das ist ihm bis heute wichtig. Schon zu Beginn des Frühlings musste er dabei erkennen, dass diese 100 Prozent nicht mehr drin sind, zumindest als Spieler auf dem Fußballplatz. Nachdem er im vergangenen Sommer seine Profikarriere beendet hatte, schloss er sich der U21 des SSV Jahn an, während er im Trainerstab der Jahn Profis als Co-Trainer Individualtraining seine ersten Schritte als Coach ging.
Nun hat er erkannt, dass er für die U21 nicht mehr 100 Prozent geben kann. 18 Jahre Profifußball gehen an einem Körper nicht spurlos vorbei. Palionis hatte als Führungsspieler der U21 einen hohen Anspruch an sich. „Als älterer Spieler musst du Vorbild sein, nicht nur an den Spielen am Wochenende, sondern auch im Training“, sagt er. Das konnte sein Körper irgendwann nicht mehr leisten. Die Einheiten wurden weniger. Und die offenen Gespräche mit Geschäftsführer Roger Stilz und Chef-Trainer Mersad Selimbegovic taten dann ihr Übriges. Palionis wird fortan nicht mehr spielen, aber noch mehr Verantwortung als Trainer übernehmen.
„Es war ein Prozess zwischen Palle, Mersad und mir. Wir haben uns in den vergangenen Monaten oft ausgetauscht und gemeinsam überlegt, was für die Zukunft das Beste ist, für Palle und für den Jahn“, sagt Roger Stilz, Geschäftsführer Sport des SSV Jahn. „Wir sind dabei zu der Überzeugung gekommen, dass es für ihn optimal ist, wenn er sich nun voll auf die Aufgabe als Trainer fokussiert.“
Palionis mit sich im Reinen
Wenn Markus Palionis über sein Karriereende spricht, dann klingt kaum Wehmut in seinen Worten mit. Der langjährige Jahn Verteidiger ist mit sich und dieser Entscheidung absolut im Reinen. „Mir fällt der Schritt tatsächlich überhaupt nicht schwer. Ich freue mich, dass die Entscheidung nun gefallen ist, meine Familie freut sich auch. Es ist der richtige Schritt zum richtigen Zeitpunkt.“
Zumal Palionis im vergangenen Jahr eine neue Leidenschaft entwickelt hat. Als er zur Saison 2021/22 in den Trainerstab der Jahn Profis wechselte und die neue Stelle des Co-Trainers Individualtraining antrat, war das für ihn noch ein Weg ins Ungewisse. Palionis war zu diesem Zeitpunkt noch nicht hundertprozentig sicher, ob der Trainerjob etwas für ihn ist. „Man muss wissen, dass Fußballprofi und Profitrainer zwei ganz verschiedene Welten sind. Das musste ich erst einmal greifen und begreifen können“, blickt er zurück. „Inzwischen entwickelt sich in mir eine unglaubliche Lust und Leidenschaft dafür. Das sind für mich unabdingbare Faktoren, um etwas richtig angehen zu können.“
Ab August startet er mit der B+-Lizenz, es wird der nächste Schritt seiner Trainerlaufbahn sein. Was ihn am Trainersein so fasziniert? „Du bist Teil eines Prozesses in der Entwicklung von Spielern, nicht nur sportlich, sondern auch menschlich. Das macht den Reiz aus.“ Wie Entwicklung funktionieren kann, hat er zum Beispiel in der vergangenen U21-Saison gesehen. Nach nicht ganz einfachen Voraussetzungen in der Sommervorbereitung entwickelte sich das Team stetig weiter und hat am Ende sogar die Relegation zur Regionalliga Bayern nur hauchdünn verpasst. „Die Jungs haben sich toll entwickelt, besser als man es vor der Saison für möglich gehalten hat“, sagt Palionis. Was ihm das Jahr gelernt hat: „Man muss mit jungen Spielern auch Geduld haben und muss einfach immer dranbleiben.“
Co-Trainer bei den Profis und der U19
Auch zukünftig wird Palionis, der zudem im Trainerteam der Profis noch mehr Verantwortung übernehmen wird sowie mit Talenten der Jahnschmiede intensiv arbeiten. Er ist neuer Co-Trainer der U19. Für Roger Stilz ist diese neue Konstellation „optimal“: „Palle kann sich bei der U19 einbringen, den Talenten viel von seinen Erfahrungen mitgeben, zugleich aber auch selbst noch mehr coachen, noch mehr auf dem Platz direkt arbeiten und sich so als Trainer weiterentwickeln. Er ist zudem weiter als Co-Trainer bei den Profis dabei. Nicht zuletzt machen wir damit auch einen weiteren Schritt in der Verzahnung zwischen der Jahnschmiede und den Profis.“
Der ehemalige Verteidiger freut sich darauf: „Ich will mich einbringen und werde in dieser Position aber sicher auch viel lernen können.“ Worauf er sich am meisten freut? „Die Entwicklung der Spieler zu sehen. Es geht im Nachwuchsbereich immer vor allem um die Entwicklung der Spieler, sportlich wie persönlich. Wir wollen sie als Menschen und Spieler weiterbringen.“ Aus seiner eigenen Erfahrung weiß „Palle“, was ein Jugendspieler braucht, um möglichst weit zu kommen: „Es gilt, Widerstände zu überwinden. Nicht immer sind es die Besten, die es nach oben schaffen. Meist schaffen es diejenigen, welche bereit sind, Widerstände zu überwinden, hart zu arbeiten und wieder aufzustehen, wenn sie einmal hinfallen.“
Aus dem Jahn Profi Markus Palionis ist der Trainer Markus Palionis geworden. Noch ist er aber am Anfang dieses Werdegangs. Doch wer Palionis kennt, der weiß, dass er auch die neuen Aufgaben mit vollem Einsatz und ganzer Hingabe annehmen wird. 100 Prozent Palle eben.