Liebe Jahnfans,
nach knapp achteinhalb Jahren war das Auswärtsspiel beim FC Ingolstadt am 31. Oktober mein letzter offizieller Arbeitstag als Geschäftsführer der SSV Jahn Regensburg GmbH & Co. KGaA (nachfolgend: SSV Jahn). Ich möchte es in diesem Zusammenhang nicht versäumen, mich angemessen von Euch zu verabschieden.
Was ist in diesen achteinhalb Jahren von Juni 2013 bis Oktober 2021 nicht alles passiert? Wer hätte zu träumen gewagt, dass der SSV Jahn in diesem Zeitraum die bislang erfolgreichste Phase seiner traditionsreichen, über 130-jährigen Historie erleben wird?
Zur Wahrheit gehört aber auch, dass der Start in diese Erfolgsphase in der Saison 2014/15 von einem gravierenden Rückschlag, dem Abstieg in die Regionalliga, gezeichnet war. Allen, die damals mit dem SSV Jahn gelitten haben, möchte ich auf diesem Weg nochmals zurufen, dass ich Euch diesen Abstieg, der unglücklicherweise noch mit der Eröffnung des neuen Jahnstadions einherging, gerne erspart hätte. Der Abstieg wäre, hätte ich damals ein paar bessere sportliche Personalentscheidungen getroffen, zu verhindern gewesen.
Auch wenn die Zahl derer, die den SSV Jahn im Abstiegsjahr 2014/15 unterstützt haben, noch weitaus geringer war, als dies heutzutage der Fall ist, so rühren aus dieser Zeit Erfolgsfaktoren, die den SSV Jahn bis heute auszeichnen: Erstens ein regelmäßiger kritischer Diskurs zwischen den Jahn Verantwortlichen und der Fanszene. Zweitens ein Zusammenhalt zwischen Jahn Verantwortlichen und Fanszene im Sinne des Gesamtwohls des SSV Jahn – auch und gerade bei unterschiedlichen Auffassungen in der Sache. Exemplarisch möchte ich dabei an das symbolträchtige gemeinsame Schneeschippen vor dem Heimspiel gegen Dortmund II im Januar 2015 erinnern. Drittens ein feines Gespür der Jahnfans für die emotionale Lage der Mannschaft und daraus folgend die Unterstützung der Jahnelf unabhängig vom Ergebnisverlauf, sofern diese nicht aufgibt, große Einsatz-, Lauf- und Kampfbereitschaft zeigt sowie unbedingten, auf den Stadionrängen spürbaren Willen auf den Platz bringt. Viertens eine objektive Erwartungshaltung der Jahnfans, was sportlich für den SSV Jahn möglich ist und was aber eben gerade auch nicht möglich ist.
Dafür, dass Ihr diese Erfolgsfaktoren in die Entwicklung des SSV Jahn eingebracht habt, möchte ich Euch meinen herzlichen Dank zurufen. Viele unserer sportlichen Erfolge der vergangenen Jahre hatten in diesen Erfolgsfaktoren ihren Nährboden. Ein besonderer Dank gilt Euch außerdem für die gezeigte Solidarität und Loyalität in der für den SSV Jahn äußerst schwierigen Zeit der pandemiebedingten Geisterspiele. Es tat in dieser tristen Zeit mehr denn je gut, Euch eng an der Seite zu wissen, gleichwohl Eure Unterstützung im Jahnstadion untersagt war. Aus ganz persönlicher Sicht möchte ich Euch dafür danken, dass Ihr trotz der großen Enttäuschung über den Regionalliga-Abstieg in den Jahren danach, einen fairen und objektiven Blick auf meine Arbeitsleistung beim SSV Jahn eingenommen habt. Es ist in diesem Zusammenhang alles andere als selbstverständlich, dass ich in meiner Funktion als Geschäftsführer die Ehre erfahren durfte, nach dem Ingolstadt-Spiel vor der Fankurve Euren Applaus entgegennehmen. Diese große Geste der Anerkennung, weiß ich sehr zu schätzen.
Die positive Entwicklung des SSV Jahn soll nun aber auch in den kommenden Jahren fortgeführt werden. Dafür ist es mir ein Herzenswunsch, dass die vorab genannten Erfolgsfaktoren von Euch und dem SSV Jahn bitte nachhaltig weitergelebt werden. Gebt dabei bitte insbesondere auch der neuen Geschäftsführung die erforderliche Zeit, um in dieser Funktion anzukommen. Und falls in den kommenden Jahren dennoch einmal eine Krise auftreten sollte, dann erinnert Euch bitte an die Jahresmottos, die uns alle gemeinsam beim SSV Jahn seit dem Jahr 2016 geleitet haben:
- 2016 – Und wir geben nicht auf
- 2017 – Grenzen verschieben
- 2018 – Historisches leisten
- 2019 – Gemeinsam etablieren
- 2020 – Jahn sein
- 2021 – Zusammen Haltung zeigen
Diese Mottos sollten auch für die Zukunft wesentlich für das Denken und Handeln aller Anspruchsgruppen beim SSV Jahn sein. Oder lasst es mich anders ausdrücken: Wenn beim SSV Jahn alle beteiligten Akteure auch weiterhin ambitioniert, bodenständig und glaubwürdig im Sinn des Großen und Ganzen zusammenhalten, dann wird der SSV Jahn – egal, was auch kommen mag – nicht unterzukriegen sein. Am Schluss muss immer gelten: Der SSV Jahn ist größer wie jede Person bzw. wie alle Einzelinteressen.
Danke für alles und auf ein Wiedersehen
Dr. Christian Keller
Ehemaliger Geschäftsführer Profifußball
Regensburg, im November 2021