2019 wechselte Erik Wekesser (24) aus der Regionalliga zum SSV Jahn. Hier wurde der ehemalige Junioren-Nationalspieler vom Offensivspieler zum Linksverteidiger umgeschult und hat sich zu einem Leistungsträger der Jahnelf entwickelt. Die Geschichte eines Mannheimer Jungen, der in Regensburg aufblüht.
Der Ball liegt ruhig da, Erik Wekesser steht direkt daneben. Es sind etwas über 20 Meter bis zum Tor, halbrechte Position. Wekesser geht ein paar Schritte rückwärts, dann zieht er die Schultern nach oben und pustet einmal kräftig durch. Mit zunächst langsamen Trippelschritten und später größer werdenden Schritten läuft er zum Ball, tritt ihn mit seinem linken Fuß und er schlägt unhaltbar oben rechts im Winkel des Nürnberger Tores ein. Es ist der Treffer zum 2:1 für den SSV Jahn im bayerischen Duell mit dem 1. FC Nürnberg, am Ende steht es 2:2.
„Da steckte viel Überzeugung drin“, blickt Erik Wekesser wenige Wochen später auf das Tor zurück. „Ich bin selbstbewusst hingegangen und wollte den Ball einfach reinhauen.“ Beim Jubel lief Wekesser in Richtung Trainerbank und zeigte mit dem Finger hin. Der Finger war an Jahn Chef-Trainer Mersad Selimbegovic gerichtet, wie der 24-Jährige verrät: „Mersad hat noch vor dem Spiel gesagt, dass, seit er Chef-Trainer ist, noch kein Freistoß direkt verwandelt wurde. Dass es ausgerechnet in diesem Spiel dann klappt, war eine coole Geschichte.“ Selimbegovic habe nach dem Spiel zu ihm gesagt: „Ich wusste gar nicht, dass ich es euch erst sagen muss, damit ihr es macht.“
Freistöße mag Wekesser. „Ich habe mir schon immer gerne die Freistöße genommen, habe schon in der Jugend viel daran gearbeitet und versucht, im Training möglichst viel zu schießen.“ Das mache er auch heute noch – mit dem Ziel, dass die Freistöße noch besser und vor allem konstanter werden. Früher hat sich Wekesser dazu auch gerne Youtube-Videos anderer Fußballer angeschaut. Vor- und zurückgespielt. Wie läuft der Spieler an, wo trifft er den Ball? Von Ronaldo zum Beispiel. „Diese Gier, die er an den Tag legt, wie ehrgeizig er arbeitet, da ist er für jeden Fußballer ein Vorbild“, sagt er über den Portugiesen. Aber auch von Juninho oder Hakan Calhanoglu, der wie Wekesser in Mannheim aufgewachsen ist, hat er sich etwas abgeschaut.
Zum Linksverteidiger umgeschult
Als Wekesser 2019 nach Regensburg wechselte, versprach Selimbegovic einen „linken Huf“ für den Jahn. Dass er diesen nun wieder einmal zeigen konnte, freut Wekesser. Tore zu schießen ist inzwischen aber nicht mehr seine Hauptaufgabe. Verpflichtet als Offensivspieler, wurde Wekesser nach seinem ersten Jahr in Regensburg zum Linksverteidiger umgeschult. Wobei das nur teilweise stimmt, denn bis zur U17 war Wekesser bereits als Verteidiger aktiv, vor allem innen, aber zum Teil auch außen. Ganz neu war diese Position für ihn somit also nicht.
Mersad Selimbegovic erinnert sich an die Kaderplanungssitzung vor der Saison 2020/21. Chima Okoroji hatte in der Saison zuvor alle Spiele links hinten bestritten, die Leihe ging aber zu Ende. Jan-Niklas Beste kam neu zur Jahnelf, es brauchte aber auch einen zusätzlichen Linksverteidiger. Hier gab es bereits die ersten Gedankenspiele, Wekesser umzufunktionieren. Als sich Beste dann gleich im ersten Training verletzte, wurden die Gedankenspiele schneller Realität als dem Trainer lieb war. Im Training und in den Testspielen wurde Wekesser hinten links aufgestellt. „Und offenbar habe ich meine Sache nicht so schlecht gemacht, wenn ich immer noch dort spiele“, sagt Wekesser und lacht. Am Ende war es quasi ein Positionstausch, wenn man so will, denn Beste wird seit dieser Saison vor allem auf der offensiven Außenbahn eingesetzt.
„Jeden Stürmer, den du woanders aufstellst, musst du davon überzeugen“, blickt Mersad Selimbegovic auf den Umstellungsprozess zurück. Im Training und in den Testspielen habe Wekesser aber schnell gemerkt, dass die Position zu ihm passt. „Ich bin froh, dass wir damals mutig waren und das ausprobiert haben“, sagt der Trainer. „Das liegt aber immer auch am Spieler. Erik war offen dafür. Dass er bereit war, das mitzumachen, zeigt, wie er sich als Person entwickelt hat.“ Das ist, neben den sportlichen Qualitäten, der Faktor, den Selimbegovic am meisten heraushebt. „Es ist beeindruckend, wie sich Erik entwickelt hat, vor allem als Persönlichkeit. Er ist zu einem richtigen Führungsspieler bei uns geworden und hat einen großen Sprung gemacht.“
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