Wenn der SSV Jahn Regensburg am Samstagabend (20.30 Uhr) beim 1. FC Nürnberg zu Gast ist, dann ist es für einen Spieler im Jahn Kader eine Art nach Hause kommen. Denn Torhüter Thorsten Kirschbaum hat seine Jugendzeit beim „Club“ verbracht und später noch einmal drei Profijahre dort verbracht. Im Interview spricht der Franke über seine Beziehung zum 1. FC Nürnberg, die aktuelle Situation der Jahnelf und seine Rolle im Torhüterteam des SSV Jahn.
Kirsche, am Wochenende steht das Auswärtsspiel in deiner fränkischen Heimat, beim 1. FC Nürnberg an. Inwieweit ist das auch im gereiften Fußballeralter noch etwas Besonderes?
Thorsten Kirschbaum: Für mich ist das definitiv etwas ganz Besonderes. Meine ganze Fußballjugend verbinde ich mit dem „Club“. Als kleines Kind war ich immer im Stadion, als Spieler habe ich dort die Jugend durchlaufen und bin dann als Profi zurückgekehrt und mit dem Club aufgestiegen. Von daher ist es für mich immer etwas Besonderes, wenn es gegen den Club geht und das wird auch so bleiben.
Du hast im Nachwuchs und später auch bei den Profis noch einmal drei Jahre für den „Club“ gespielt. Wie hast du diese jeweiligen Abschnitte deiner Karriere in Erinnerung?
Kirschbaum: Die Jahre habe ich durchweg positiv in Erinnerung. Ich bin beim Club großgeworden, habe auch einen Abstieg in die Regionalliga mitgemacht, als ich als Kind im Stadion war. Aber auch die Aufstiege, als ich als Balljunge oder Einlaufkind im Stadion war, damals spielte noch Andi Köpke – das waren für mich prägende Ereignisse. Das hat bei mir auch den Traum befeuert, Fußballprofi zu werden. Die drei Profi-Jahre beim Club waren dann zwar turbulent, aber letztendlich blicke ich gerne zurück. Am Ende mit dem Aufstieg in die Bundesliga ist für mich ein Stück weit ein Kindheitstraum in Erfüllung gegangen.
Blicken wir auf den SSV Jahn: Hier stimmten zuletzt die Ergebnisse nicht. Woran machst du das fest?
Kirschbaum: Die Ergebnisse stimmen zuletzt nicht, aber es gibt dennoch viele Punkte auf die wir positiv blicken können. Wir haben durchaus gute Leistungen abgeliefert, hatten teilweise aber das Spielglück nicht auf unserer Seite. Es hätte oft definitiv auch anders ausgehen können, dass wir hier und da einen Punkt mitnehmen. Das hilft uns jetzt aber alles nichts. In solchen Phasen muss man einfach weitermachen, sich nicht unterkriegen lassen und daran glauben, dass es sich wieder dreht. Das wird es ganz sicher, am besten natürlich schon in Nürnberg.
Merkt man den Negativtrend auch bei der Stimmung innerhalb der Mannschaft?
Kirschbaum: Wenn man gewinnt, ist die Stimmung grundsätzlich immer besser, das ist ganz normal. Aber ich glaube, dass wir das alle schon auch einordnen können. Anders wäre es, wenn man richtig schlecht spielt und hochverdient eine Niederlage nach der anderen einfährt. Wir machen aber über weite Strecken ordentliche Spiele, sehen wir mal von der ersten Halbzeit gegen St. Pauli ab. Trotzdem gibt es viele Aspekte, die positiv aufgefallen sind. Das bittere ist, dass solche Niederlagen ein Stück weit mehr weh tun, als wenn man klar die schlechtere Mannschaft ist. Aber wir müssen uns auf die positiven Dinge besinnen und das mit in die nächsten Spiele nehmen.
Was ist das Quäntchen, das fehlt, um die teils guten Leistungen nun auch wieder in Zählbares umzumünzen?
Kirschbaum: Das sind auf diesem Niveau oftmals nur diese Kleinigkeiten. Wenn wir zum Beispiel an unser Spiel auf Schalke zurückdenken. Carlos Schuss geht an die Unterkante der Latte und im Gegenzug kriegen wir das 1:1. Wenn wir da das 2:0 machen, gewinnen wir auf Schalke und haben diese Diskussion nicht. Das zeigt, wie klein die Unterschiede sind. Auf der anderen Seite werden auf diesem Niveau einfache Fehler wie in der ersten Halbzeit gegen St. Pauli bestraft. Diese gilt es natürlich zu vermeiden. Dann bin ich mir sicher, dass das Quäntchen wieder zu unseren Gunsten ausfällt.
Nach drei Geisterspielen durften am Samstagabend wieder Zuschauer ins Jahnstadion Regensburg. Welcher Faktor sind diese für Euer Spiel?
Kirschbaum: Man hat gemerkt, dass die Zuschauer einen riesigen Effekt bei Heimspielen von uns haben. Was da los war nach dem 2:3 und auch vorher schon, da hätte man es den Zuschauern und dieser Atmosphäre einfach gegönnt, dass der Ausgleich noch fällt. Das wäre ein riesiger Fußballabend gewesen, an den viele noch lange zurückdenken würden. Es hat dieses Mal nicht sollen sein. Aber wir hoffen natürlich, dass die Zuschauer jetzt auf Dauer im Stadion bleiben können.
Du bist nun schon über ein halbes Jahr beim Jahn. Wie bewertest du die bisherige Zeit?
Kirschbaum: Ich wurde hier vom ersten Tag an super aufgenommen und fühle mich sehr wohl. Die Mannschaft ist klasse und hat einen tollen Charakter. Das wurde mir im Vorfeld so angepriesen und das hat sich auch absolut bestätigt. Man merkt, dass im Verein jeder in die gleiche Richtung arbeitet. Das ist das, was den Jahn auszeichnet. Keiner nimmt sich wichtiger als den Verein selbst, das ist die Basis für den Erfolg und das, was uns bisher durch die Saison getragen hat. Von daher bin ich glücklich, dass ich das gemacht habe und sehe das in meiner Karrierephase als richtigen Schritt.
Wie bewertest du deine Rolle im Torwartteam? Und wie gehst du damit um, dass du bisher noch nicht zu viel Einsatzzeit gekommen bist?
Kirschbaum: Mir wurde im Vorfeld gesagt, worauf ich mich einlasse und was das Anforderungsprofil war für den Torhüter, den sie im Sommer dazu holen. Der Jahn wollte einen erfahrenen Torhüter, auf den man sich verlassen kann und der die nötige Qualität mitbringt, um Alex Meyer auf Trapp zu halten und unter Druck zu setzen. Das versuche ich tagtäglich. Innerhalb der Truppe ist das Torhüterteam schon noch so etwas wie eine ganz kleine eigene Mannschaft. Wir pushen uns da gegenseitig, haben eine sehr gute Arbeitsmoral. Dass ich nicht so viel spiele, war mir bei meinem Wechsel ein Stück weit bewusst, weil Alex einfach ein sehr, sehr guter Torhüter ist. Ich wusste aber auch, welche Stärken ich neben dem Spielfeld mit einbringen kann. Darauf konzentriere ich mich im Moment und versuche einfach die Mannschaft als erfahrener Spieler zu pushen und in schwierigen Phasen zu unterstützen.
Du warst zuletzt wegen Wadenproblemen nicht im Kader. Wie geht es dir aktuell? Wirst du für das Duell mit dem Club wieder bereit sein?
Kirschbaum: Ich habe mir im Abschlusstraining vor St. Pauli leider eine Wadenverletzung zugezogen. Es ist aktuell noch nicht viel besser geworden und wird sicher eng, ob ich in Nürnberg dabei sein kann.
Wie verfolgst du die bisherige Saison des 1. FC Nürnberg und was müsst ihr auf den Platz bringen, um am Samstagabend erfolgreich sein zu können?
Kirschbaum: Ich weiß natürlich nach jedem Wochenende, wie sie gespielt haben und wie das Spiel gelaufen ist. Sie haben gerade auch einen kleinen Negativtrend, durchleben auch eine kleine Achterbahnfahrt. Für mich ist es spielerisch eine sehr gute Mannschaft, die aber durchaus auch Möglichkeiten für das Spiel unsererseits nach vorne bietet, wie man in den letzten Spielen des Club gesehen hat. Am Samstagabend wird es sicherlich ein hitziges Spiel in Nürnberg. Auch die „Glubberer“ sind froh, dass sie wieder Zuschauer im Stadion haben. Sie haben aus ihrer Sicht einiges gutzumachen, nachdem sie das letzte Heimspiel gegen Ingolstadt so hoch verloren haben. Von daher müssen wir von Anfang an voll da sein und dürfen nicht so einfache Dinge hergeben wie gegen St. Pauli. Dann glaube ich, dass wir dem Club mit unserer Art und Weise, wie wir Fußball spielen, durchaus wehtun können. Dann kann es für den Club im eigenen Stadion auch unangenehm werden und das ist das Ziel, auf das wir hinarbeiten müssen.