Im Rahmen des Projekts “Jahn Resozialisierung” der Jahn Sozialinitiative “Brücken für Regensburg” besuchten vier Spieler des SSV Jahn die Justizvollzugsanstalt Landshut und verbrachten mit einigen Gefangenen den Nachmittag. Nach einer rund 45-minütigen Gesprächsrunde spielten beide Seiten in der Sporthalle der JVA gemeinsam Fußball. Während der Begegnung wurde deutlich, dass die Beteiligten – trotz ihrer verschiedenen Lebensumstände – im Fußball mehr verbindet als unterscheidet.
„Jahn Resozialisierung“ ist ein Angebot für Strafgefangene in Justizvollzugsanstalten in ganz Ostbayern, das den Teilnehmern mit Hilfe des Sports neues Selbstvertrauen für ihren Weg zurück in die Gesellschaft geben soll. In der JVA Landshut können die Gefangenen an drei Tagen in der Woche Sport treiben, davon einmal Fußball. Ein Angebot, das viele sehr gerne annehmen, wie Abteilungsleiter Michael Pencze berichtet. “Die Teilnahme an einer der verschiedenen Sportmöglichkeiten hat für unsere Gefangenen einen signifikanten Stellenwert. Der Gefangenensport stellt zum einen eine willkommene Abwechslung zum Alltag der Inhaftierten dar, zum anderen bietet er für sie die Möglichkeit, überschüssige Energie abzubauen.”
In der Gesprächsrunde mit den Jahn Profis Florian Ballas, Alexander Weidinger, Louis Breunig und Niclas Anspach betonten die Gefangenen, dass sie sich stets auf die wöchentliche Fußballeinheit freuen. In einer lockeren Atmosphäre fragten sie die Profis unter anderem, was die Besonderheiten im Leben als Profifußballer sind, wie sie sich ernähren, wie sie mit Niederlagen umgehen und ob sie bereits Pläne für ihr Leben nach der Karriere haben. Die Jahn Spieler zeigten sich daran interessiert, unter welchen Bedingungen die Gefangenen in der Justizvollzugsanstalt leben, in welcher Form sie dort arbeiten und Geld verdienen können, sowie welche weiteren Maßnahmen ihnen zur Resozialisierung angeboten werden. Ein anwesender Justizvollzugsbeamter schilderte anhand der Sitzverteilung in der Runde eindrucksvoll, wie schnell man aufgrund einzelner Entscheidungen auch auf der anderen Seite sitzen könnte. Der jeweilige Weg kann kürzer sein, als man zunächst wahrnimmt – sowohl in die Kriminalität, als auch zurück in ein straffreies und selbstverantwortetes Leben. Abteilungsleiter Michael Pencze bekräftigt, dass der Fußball im Prozess der Resozialisierung eine wichtige Rolle spielen kann: “Gerade der Fußball als Mannschaftssport, bei dem Zusammenarbeit und Teamfähigkeit gefordert sind, kann hierbei Werte vermitteln, die den Gefangenen auch im Rahmen ihres Wiedereinstiegs in das gesellschaftliche Leben helfen.”
Während in der Gesprächsrunde der Kontakt bereits auf Augenhöhe war, fielen die unterschiedlichen Lebensrealitäten sowie mögliche Berührungsängste spätestens beim gemeinsamen Fußballspielen gänzlich weg. Nachdem die Spieler des SSV eine Aufwärmeinheit angeleitet hatten, entwickelte sich in gemischten Teams ein lockeres, aber intensives Spiel, in dem auch die Jahn Profis ins Schwitzen kamen. Bei der Besichtigung einer Zelle, die den Besuch abrundete, sammelten die Spieler wertvolle Erkenntnisse, die sicher auch über den Besuch hinaus Eindruck hinterlassen haben. Aber auch die Gefangenen empfanden die Begegnung als absolutes Highlight, so Abteilungsleiter Michael Pencze: “Das zeigte sich bereits an der aktiven Fragerunde zu Beginn der Veranstaltung aber auch im Nachgang, in welchem die Gefangenen sichtlich stolz über den Besuch der Profis und die Gelegenheit, mit diesen hautnah sprechen und trainieren zu können, berichteten. Die Fußballprofis fungieren auch für unsere Inhaftierten als Vorbilder und machen vor, wie ein erfolgreiches Leben fernab von Suchterkrankungen verlaufen kann. Schließlich geht es im Vollzug wie auch im Leistungssport darum, an sich selbst zu arbeiten und kontinuierlich besser zu werden.”