Am 10. Februar begeht Horst Eberl seinen 80. Geburtstag. Jugendspieler und Kapitän der erfolgreichen Regionalliga-Jahre, Interimstrainer, Manager und Sportdirektor, Präsident und Aufsichtsratsmitglied – es gibt kaum eine Rolle, die Horst seit seinem Eintritt in den SSV Jahn 1956 im Alter von 12 Jahren nicht besetzt hätte. Bereits vor zehn Jahren, aus Anlass von Eberls 70. Geburtstag, hat Jahn Archivar Wolfgang Otto im „Regensburger Almanach 2014“ die nachfolgende Würdigung auf den Jubilar verfasst:
Ein fußballerischer Alleskönner – Horst Eberl
Zu den prominenten Regensburger „Geburtstagskindern“ des Jahres 2014 gehört zweifelsohne auch Horst Eberl. Kaum zu glauben, aber der einstige Publikumsliebling des Fußballs in dieser Stadt – seinem Verein SSV Jahn über die Jahrzehnte aber auch in nahezu allen anderen denkbaren Funktionen dienend – feierte am 10. Februar 2014 seinen 70. Geburtstag.
Auch wenn man diesem Original, fleißiger Geschäftsmann und Bonvivant in einer Person, die Jahre nicht ansieht, so lässt sich an den ersten sieben Jahrzehnten des Horst Eberl doch das ganze Auf und Ab des Regensburger Fußballs nach dem Zweiten Weltkrieg nachzeichnen. „Ich bin 1956 in die Schüler-Mannschaft des Jahn aufgenommen worden“, erzählt der gebürtige Niederbayer, der in Kumpfmühl aufwuchs, nicht ohne Stolz. Die Nummer eins der Fußball-Region ist der SSV Jahn zwar auch heute (wieder), doch bis der Stellenwert der Rot-Weißen von damals wieder erreicht ist, muss noch viel passieren. In einer Zeit, als die „Bundesliga“ zwar bereits diskutiert, von den meisten Vereinen und Fußball-Funktionären aber als Himmelfahrtskommando (weniger Derbys, lange Anreisen, etc.) abgelehnt wurde, drängten sich an Sonntag Nachmittagen nicht selten 20.000 und mehr Zuschauer im Jahnstadion. Mit großer Genugtuung veröffentlichte der SSV Jahn in der Oberliga-Spielzeit 1955/56 eine ganz spezielle Tabelle, die Regensburg mit einem Heimzuschauer-Anteil von über zehn Prozent der damaligen Bevölkerung als eine der Fußball verrücktesten Erstliga-Städte Süddeutschlands auswies. Seine „späte Geburt“ und der finale Abstieg Jahns aus der Oberliga im Jahre 1961 verhinderten Erstliga-Spiele des Eigengewächses, allen Fußball-Freunden in und weit um Regensburg herum bekannt wurde Horst Eberl aber auch so.
Zunächst folgte aber der wenige Jahre zuvor nicht für möglich gehaltene Absturz des SSV Jahn bis in die Landesliga, nachdem Anfang der 1960er Jahre die „Erste“ der Rot-Weißen noch zweit- und die Amateurmannschaft drittklassig gewesen war. Dies war aber auch die Chance für eine junge Mannschaft heimischer Talente, die unter der Trainerlegende Franz „Bimbo“ Binder einen für damalige Zeiten „einmaligen“ Durchmarsch in die Regionalliga Süd schafften. Zur selben Zeit mischten Horst Eberl und sein Mannschaftskamerad Gerd Faltermeier auch groß in der Bayernauswahl mit, die den jungen Männern tolle Erlebnisse, wie etwa einen zweiwöchigen Aufenthalt in New York mit vielumjubelten Testspiel-Auftritten bescherte. In dieser Zeit wurde auch Amateur-Nationaltrainer Dettmar Cramer auf den Regensburger aufmerksam, doch der Wechsel Eberls ins Vertragsspieler-Lager verhinderte internationale Ehren. In der Jahnelf übernahm der 23jährige Defensivspieler Horst Eberl in der Saison 1967/68 von „Jakl“ Schieber die Kapitänsbinde. Ein hartes erstes Jahr in der Zweitklassigkeit endete damals mit dem „Wunder von Rüsselsheim“ – nur die größten Optimisten hatten vor dem letzten Spieltag noch an den Klassenerhalt geglaubt. Pech hatte der SSV Jahn im Allgemeinen und Horst Eberl im Besonderen dagegen im DFB-Pokalspiel gegen den FC Bayern München in derselben Spielzeit. Der Zweitligist hatte vor 25 000 Zuschauern im Jahnstadion dem kommenden Star-Ensemble um Gerd Müller, Sepp Maier und Franz Beckenbauer eine große Partie geboten und es in die Verlängerung gezwungen. Ausgerechnet Horst Eberl, damals einer der besten Spieler auf dem Platz, unterlief dabei das Missgeschick, das die späteren Weltmeister auf die Siegerstraße brachte. Dem weiteren Aufstieg einer in den Folgejahren gezielt verstärkten Jahn-Elf – man denke an Namen wie Alfred Kohlhäufl, Manfred Ritschel, Jimmy Schmitt und viele andere – machte dies keinen Abbruch: unter den Trainern Alfred „Aki“ Schmidt und Heinz Elzner klopften die „Rothosen“ 1969 und ´71 zwei Mal an das Tor zur Bundesliga-Aufstiegsrunde, in Pokal- bzw. Privatspielen wurden Spitzengegner wie Eintracht Braunschweig, 1.FC Kaiserslautern, Borussia Dortmund, Aston Villa oder auch die österreischische Nationalmannschaft vor großer Kulisse geschlagen. Horst Eberl war zusammen mit seinem Bayernauswahl-Kollegen Gerd Faltermeier d a s Gesicht dieser erfolgreichen Jahn-Mannschaft. Die Bedeutung des Spielführers lässt sich daran ermessen, dass Eberl bereits 1967 in die Reihe der Jahn-Idole, wie Karl Eckl, Hans Jakob oder Sepp Eisenschenk, aufrückte, die die Möglichkeit erhielten, in der Stadt eine Lotto-Toto-Annahmestelle zu eröffnen. Dieser Treffpunkt in der Residenzstraße, gleich neben dem Dom, blieb fast ein halbes Jahrhundert beliebte Anlaufstelle der Jahnfans, auch als Horst Eberl die Geschäfte bereits an einen Pächter abgegeben hatte, und die Schließung im Jahre 2013 schmerzte nicht nur den ehemaligen Chef, sondern viele Regensburgerinnen und Regensburger.
Doch kümmerte sich Horst Eberl nach dem Ende seiner Zeit beim SSV Jahn im Jahre 1972 – die Karriere klang beim ATSV Kelheim aus, von wo aus er 1973 als Spielertrainer eine Niederbayern-Auswahl zu Gastspielen nach Westafrika führte – bei weitem nicht nur um sein Geschäft, vielmehr konnte das Urgestein immer wieder reaktiviert werden, nicht selten, wenn die Not am Größten war. Etwa als Interimstrainer in der Landesliga-Saison 1982 oder wenig später als Fußball-Abteilungsleiter. Persönlicher Höhepunkt war sicher die Übernahme des Präsidentenamtes beim SSV Jahn im Jahre 1994, als sich der SSV Jahn (wieder einmal) in einer tiefen sportlichen, vor allem aber finanziellen Krise befand. Über zehn Jahre später war der Jahn erneut in der Bredouille – und wieder stellte sich der Vater zweier erwachsener Söhne zur Verfügung, diesmal als Sportlicher Leiter, unter dem bei schwierigsten Bedingungen nicht nur der Wiederaufstieg in die Regionalliga, sondern auch die Drittliga-Qualifikation gelang. An der umkämpften Debatte um die strukturellen Bedingungen im Verein hatte der inzwischen 65-jährige Eberl ebenfalls einen entscheidenden Anteil und wurde im Jahre 2009 folgerichtig Mitglied des ersten Aufsichtsrats in der langen Geschichte des rot-weißen Fußballs.
Längst im Rentenalter zog sich Horst Eberl vor wenigen Jahren aus dem aktiven Vereinsgeschehen zurück, erlebt aber nach wie vor jedes Spiel „seines“ Vereins im Jahnstadion mit. Nur wenige einstige Spitzenspieler des SSV Jahn, man denke hier auch an „Lulu“ Wagenpfeil oder Hans Meichel, haben sich in der Zeit nach dem Leistungssport so im Verein eingebracht wie Horst Eberl. Eine Arbeit, die 1956 auf dem Nebenplatz an der Prüfeningerstraße begonnen hat und im Sommer 2015 in die neue Regensburger Fußball-Arena führen wird. Viele schöne Erlebnisse dort und anderswo wünschen die Regensburger Fußball-Freunde ihrem „Siebziger“ Horst Eberl.
Und das gilt natürlich auch für den frisch gebackenen „Achtziger“, dem alle Jahn Anhänger ein ad multos annos zurufen.