Das Mitglied von Jahns „Jahrhundertelf“, Hans Meichel, feierte am 15. März seinen 75. Geburtstag. Es wurde angesichts der noch immer grassierenden CoViD-Pandemie nur eine kleine Feierstunde in engster Runde bei seiner zweiten sportlichen Liebe, dem SV Fortuna Regensburg. Vor allem dem ehemaligen Mitarbeiter am Arbeitsamt Regensburg ist es zu verdanken, dass sich der kleine Stadtteil-Verein aus dem Norden der Stadt in den letzten 25 Jahren vom Bezirksligisten zum Bayernliga-Aspiranten gemausert hat.
Beim SSV Jahn, seiner ersten sportlichen Liebe, der der einstige Kapitän bis zum heutigen Tage eng verbunden ist, hat Hans von 1966 bis 1977 das rot-weiße Trikot getragen und dabei zwei Mal den Sprung in die Zweitklassigkeit geschafft. Zunächst mit 20 Jahren als Neuling im Team von Trainer Franz „Bimbo“ Binder in die Regionalliga Süd, als arrivierter Leistungsträger dann noch einmal 1975 beim Sprung in die 2. Bundesliga Süd unter „Jahrhunderttrainer“ Alfred „Aki“ Schmidt. Im Unterhaus avancierte Hans dann auch zum Spielführer seiner Mannschaft und war stets Vorbild, nicht nur was Einsatz und Durchsetzungsvermögen in der Jahn Hintermannschaft anging. Bei zahlreichen Partien, an die sich die Älteren noch heute gerne erinnern und die in die HisTORie des Jahn eingegangen sind, stand Hans Meichel zusammen mit anderen Jahn-Größen wie Gerd Faltermeier, Horst Eberl, Alfred Kohlhäufl oder Franz Fuchsgruber auf dem Platz. Man denke etwa an das denkwürdige DFB-Pokal-Spiel gegen den FC Bayern München im Januar 1968 oder – ebenfalls vor 25.000 Zuschauern – die Derbys gegen den „Club“ Anfang der 1970er Jahre oder ein 3:0 in der 2. Bundesliga gegen den VfB Stuttgart. Gegen die Schwaben musste Hans als Kapitän aber auch seine höchste Niederlage einstecken – 0:8 in der Endphase der Zweitliga-Saison 1976/77. Da waren beim SSV bereits erste Auflösungserscheinungen bemerkbar, der Verein nach heutigen Kriterien insolvent. In seiner Eigenschaft als Kapitän der seit längerer Zeit auf ihr Gehalt wartenden Mannschaft fragte er mal beim DFB an, was die Verantwortlichen freilich nicht goutierten.
Lange konnte der treue Hans dem Jahn aber nicht böse sein, schon in den 1980er Jahren war er, jetzt selbst Funktionär, wieder beim SSV aktiv, immer wieder auch als Interimstrainer, zuletzt in der Bayernliga-Spielzeit 1993/94. Seine letzte Amtshandlung war seinerzeit die Suspendierung von Jahns damaligem Keeper Pavel Steiner, der zuvor nach einer weiteren indisponierten Leistung glaubte, mit den eigenen Anhängern mit dem Finger kommunizieren zu müssen. Eine Episode, die zeigt, dass ein anständiger zwischenmenschlicher Umgang dem Jubilar stets Anliegen und Selbstverständlichkeit war und ist.
Der Parade-Regensburger hat wie so manch anderer seiner Generation eine bewegte Familiengeschichte. Seine Eltern – Vater Adolf war bis zu seinem hochbetagten Tod im Jahre 2015 glühender Jahn Anhänger gewesen – hatte es durch die Flucht in Folge des Zweiten Weltkriegs in die Domstadt verschlagen, wo sich die vier Meichel-Brüder zusammen mit dem ein oder anderen gleichnamigen Cousin im Sport, neben dem Fußball vor allem beim Handball, rasch einen guten Namen machten. Die Ursprünge der Familie Meichel liegen jedoch fast 2000 Kilometer weiter östlich in der heutigen Ukraine, wo sie der schwarzmeerdeutschen Minderheit angehörte. Kein Wunder, dass Hans Meichel in diesen Tagen die traumatischen Ereignisse im Osten Europas mit besonderem Augenmerk verfolgt. Dann erwischte den Familienvater aus Zeitlarn kurz vor seinem Ehrentag auch noch die sechste CoViD-Welle. Der SSV Jahn gratuliert zum vollendeten Dreivierteljahrhundert und wünscht Hans Meichel, dass der nächste Geburtstag unter wieder glücklicheren Vorzeichen stehen möge.