Die Reise begann bei der DJK Emmerting, ging über den Hamburger SV bis zu Olympique Lyon und führte ihn schließlich zum SSV Jahn: Julian Pollersbeck hat in seinen 29 Lebensjahren schon so einiges erlebt. Der U21-Europameister von 2017 will nun neu angreifen und kehrt zudem in seine Heimat zurück.
Hechten, dreckig werden und die Bälle aus dem Winkel kratzen: Deshalb ist der mittlerweile 29-jährige Julian Pollersbeck Torhüter geworden und das, obwohl die Karriere zunächst als Feldspieler begann. Die Lust, Torhüter zu werden, war auch schon als kleiner Junge vorhanden, doch weil der Sohn des Trainers im Kasten stand, musste Pollersbeck weiter auf dem Feld spielen. “Nur gegen die starken Gegner durfte ich ins Tor und da haben wir meistens die Hucke voll bekommen”, scherzte er heute. Über seinen Onkel entstand der Kontakt zu Wacker Burghausen, die für die U17 einen Torwart suchten. Vier Jahre konnte er dort seiner Passion nachgehen. Zeitgleich spielte er weiterhin leidenschaftlich Tennis. In seinem Heimatdorf Emmerting ergab sich zu dieser Zeit eine Tennismannschaft, in der alle seine Freunde spielten und auch der junge Pollersbeck wollte dabei sein. Unter der Anleitung seines Vaters, der selbst Tennistrainer war, meldeten sich an. Auf das NLZ von Wacker Burghausen hatte er zu dieser Zeit keine Lust mehr. Statt eine halbe Stunde mit dem Fahrrad nach Burghausen, spielte er lieber mit seinen besten Freunden Tennis. So schien der Weg von Pollersbeck im Fußball beinahe beendet, zudem er zur U15 zurück zur DJK Emmerting ging. Immer wieder schwankte seine Position vom Feldspieler zum Torhüter, bis sich der A-Jugendtorhüter das Kreuzband riss. Das bedeutete für Pollersbeck ein Wochenende mit Sport pur. Torhüter der B-Jugend, Torhüter der A-Jugend und noch beim Tennis aktiv. “Das fand ich damals überragend. Samstag Vormittags Tennis, nachmittags Spiel der B-Jugend und am Sonntag bei der A-Jugend im Kasten”, erzählt er. Zur U17 suchte erneut Wacker Burghausen einen Torhüter. Obwohl sie einer Rückkehr nicht vollkommen wohlgesinnt gegenüberstanden, war U17-Trainer Franz Berger von seinen Qualitäten überzeugt. Ab dann lag der volle Fokus auf dem Fußball und den vielen Facetten des Torwartspiels.
HSV-Torwarttrainer Sven Höh als großer Förderer
Dass Julian Pollersbeck als Torhüter ein immenses Talent besaß, blieb auch in Burghausen nicht unentdeckt. Der damalige NLZ-Leiter von Greuther Fürth, Konrad Fünfstück, hatte das Emmertinger Talent auf der Liste. Da der heutige Nationaltrainer Lichtensteins die Nachwuchsabteilung des 1. FC Kaiserslautern übernahm und weiterhin Pollersbeck unbedingt haben wollte, stellte er den Kontakt wieder her. Gemeinsam mit dem damals verantwortlichen Torwarttrainer Sven Höh trafen sie sich zu einem Gespräch - hier in Regensburg. Überzeugt vom Schritt weg von der Heimat, wechselte der damals 19-Jährige in die Pfalz. “Es war schon eine große Umstellung. Ich bin fast jede Woche heimgefahren”, gibt Pollersbeck zu.
An seiner Seite war stets der heutige HSV-Torwarttrainer Sven Höh, der sich um den Jungen aus Oberbayern kümmerte und ihn bei allen Fragen unterstützte. „An einem Morgen sollte ich ihm mein typisches Frühstück mitbringen und zeigen, was ich alles esse“, erzählte Pollersbeck: „Damals war mir noch nicht klar, welche Rolle Ernährung spielt.“ Und so brachte er das Frühstück mit, das er auch noch so aus seiner Heimat kannte. Butter, Brezen und Streichwurst. Da fiel Sven Höh aus allen Wolken und schulte den damals 19-Jährigen in Sachen Sporternährung. Seitdem gibt es im Hause Pollersbeck Rührei mit Avocado, Süßkartoffel und Feta. Nicht nur deshalb hat Höh einen solchen Stellenwert in Pollersbeck’s Entwicklung genommen. „Ohne ihn wäre ich nicht zu den Profis gekommen. Er hat immer an mich geglaubt und mich gefördert“, sagt der jetzige Jahn Profi über seinen alten Lehrmeister. An seiner Seite war stets der heutige HSV-Torwarttrainer Sven Höh, der sich um den Jungen aus Niederbayern kümmerte und ihn bei allen Fragen unterstützte. „An einem Morgen sollte ich ihm mein typischen Frühstück mitbringen und zeigen, was ich alles esse“, erzählte Pollersbeck: „Damals war mir noch nicht klar, welche Rolle Ernährung spielt.“ Und so brachte er das Frühstück mit, das er auch noch so aus seiner Heimat kannte. Butter, Brezen und Weißwurst. Da fiel Sven Höh aus allen Wolken und schulte den damals 19-Jährigen in Sachen Sporternährung. Seitdem gibt es im Hause Pollersbeck Rührei mit Avocado, Süßkartoffel und Feta. Nicht nur deshalb hat Höh einen solchen Stellenwert in Pollersbeck Entwicklung genommen. „Ohne ihn wäre ich nicht zu den Profis gekommen. Er hat immer an mich geglaubt und mich gefördert“, sagt der jetzige Jahn Profi über seinen alten Lehrmeister.
Trotz aller Umstände hat er sich an die neue Situation schnell gewöhnt. In der Regionalliga Südwest bot er ansprechende Leistungen an. In die Zweitliga-Saison 2016/17 ging der junge Keeper als Nummer 2, hinter Ex-Jahn Schlussmann André Weis. Eigentlich sollte Pollersbeck wieder in die zweite Mannschaft, damit er sich dort weiterentwickeln konnte, doch dann handelte sich Stammkeeper Weis am 4. Spieltag gegen den SV Sandhausen eine Rote Karte ein. Fortan übernahm der 22-Jährige und konnte nicht mehr verdrängt werden.
Moderner Keeper und U21-Europameister
Vom Wurf ins kalte Wasser ließ sich Jahn Neuzugang Julian Pollersbeck nicht beirren. Er verhalf dem damals strauchelnden 1. FCK zu einer Siegesserie und spielte sich so auch in den Fokus der U21-Nationalmannschaft. Unter dem heutigen HSV-Sportdirektor Stefan Kuntz debütierte Pollersbeck 2016 im Freundschaftsspiel gegen die Türkei. Gegentore gab es in diesem Spiel keine. Bekannt wurde der Schlussmann auch für seine spielerischen Qualitäten, die besonders im modernen Fußball immer gefragter wurden. Vermutlich kommt das aus seiner bewegten Jugend, in der er immer wieder auch als Feldspieler geschult wurde. Diese Qualitäten sowie seine Ruhe und Gelassenheit entschieden die Frage, wer als Stammtorhüter in die U21-Europameisterschaft 2017 gehen soll. Das sollte sich auszahlen: Pollersbeck wurde zum besten Torhüter des Turniers gewählt und Deutschland sicherte sich, auch dank seiner Rettungstaten, den EM-Titel. Im Hintergrund lief außerdem ein Poker um die Zukunft des U21-Nationalkeepers.
Auf und ab
Der Hamburger SV bemühte sich im Sommer 2017 erfolgreich um die Dienste von Pollersbeck, der dazu sagte: “Es war keine schwere Entscheidung. Ich habe in Kaiserslautern viele Freunde gefunden, aber die Möglichkeit, bei einem solchen Verein zu spielen, gibt es nicht oft.” Zu Beginn der Saison 2017/18 musste er sich noch hinter Christian Mathenia anstellen. Mit dem Trainerwechsel hinzu Christian Titz erhielt er einen Förderer, der besonders die spielerischen Qualitäten schätzte. Doch auch Pollersbeck konnte den Abstieg des HSV nicht mehr verhindern. “Es war keine leichte Zeit und es war nicht einfach, mental damit umzugehen”, erklärt Pollersbeck: “Diese Erfahrungen zu machen ist trotzdem vieles wert und haben mich als Mensch wachsen lassen.” In der 2. Bundesliga gab es ein weiteres Erlebnis mit dem SSV Jahn. Am 23. September gewann die Jahnelf sensationell mit 5:0 gegen den ehemaligen Bundesliga-Dino. “Ich war selbst zu diesem Zeitpunkt mit meinen 22 Jahren noch nicht in der Lage, die vielen Dinge, die auf mich einprasselten, zu verarbeiten und mich nur auf den Sport zu fokussieren.” Die Zeit in Hamburg möchte er dennoch nicht missen und bereut es keinesfalls. “Es bleibt auch sehr viel Positives.” Nicht zu vergessen: Pollersbeck lernte in Hamburg seine Frau Julie in Hamburg kennen und das bleibt für ihn bis heute “das Schönste überhaupt”.
Sportlich wagte der Keeper dann 2020/21 den Neuanfang im Ausland. Er wechselte zum französischen Traditionsverein Olympique Lyon. Damit teilte er sich fortan die Umkleidekabine unter anderem mit Alexandre Lacazette, Memphis Depay oder auch Weltmeister Jerome Boateng. “Das war schon wild, auf einmal neben solchen Persönlichkeiten zu sitzen”, erinnert er sich. Er gewöhnte sich daran und merkte schnell, dass auch solche Stars nur normale Menschen sind. Das Niveau hob sich auf ein Spitzenlevel, an Stammkeeper Anthony Lopes kam Pollersbeck aber nicht vorbei. Lediglich im französischen Pokal, dem Coupe de France, stand er zwischen die Pfosten und führte OL bis ins Viertelfinale. Ein besonderer Höhepunkt war für ihn das Viertelfinale in der Europa League gegen den Premierligist West Ham United. Weil Anthony Lopes angeschlagen pausieren musste, stand Pollersbeck zwischen den Pfosten. Am klaren 0:3 konnte er nichts ändern, zu dominant traten die Hammers auf. Nachdem ihm zwar mehr Einsätze versprochen worden waren, wollte er einfach wieder regelmäßig spielen und verließ Frankreich nach ebenfalls durchwachsener Leihe beim FC Lorient, 2023/24 Richtung Magdeburg. Eine Verletzungsmisere brachte ihn hier aus dem Rhythmus und ließ einen wahren Kampf um die Nummer 1 kaum zu. Als die Elbstädter dann nicht mehr weiter mit ihm planten, kam der SSV Jahn ins Spiel. Sofort überzeugt von der Idee und dem Verein will er nun an alte Zeiten anknüpfen. Das gelang in Regensburg bekanntlich schon dem ein oder anderen.
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