Als Ben Kieffer Ende April seinen ersten Profivertrag unterschrieb, schloss sich für ihn ein Kreis, der bereits in der U9 des SSV Jahn begann. Sein Werdegang steht sinnbildlich dafür, welche Ziele der SSV Jahn in seiner Jugendarbeit verfolgt: In der Jahnschmiede sollen die besten Talente Ostbayerns ausgebildet werden und möglichst viele von ihnen den Sprung in den Kader der Profimannschaft schaffen. Um auf die talentiertesten Nachwuchsspieler der Region aufmerksam zu werden, hat sich der SSV Jahn über viele Jahre hinweg ein breites Netzwerk aufgebaut.
Es war der 28. Dezember 2015. Lukas Baumer lächelt, als er die Anekdote erzählt, wie er an diesem Tag kurz nach Weihnachten recht spontan zu einem Nachwuchs-Hallenturnier in Cham fuhr und ihm dort das fußballerische Talent des siebenjährigen Ben Kieffer ins Auge fiel. Baumer war damals bereits schon Scout in der Jahnschmiede und ist auch heute als U16-Trainer und Koordinator des Leistungsbereichs (U15-U17) ein fester Bestandteil. Da es im Jugendbereich kaum Statistiken zu einzelnen Spielern gibt, sprechen sich die Koordinatoren, Trainer und Scouts stetig ab, um zum Beispiel bei Turnieren, Ligaspielen von Amateurmannschaften oder Partien von Regionalauswahlen großflächig in Ostbayern scouten zu können. “Oft bekommen wir auch Tipps von Externen, die uns auf Spieler aufmerksam machen”, erklärt Baumer. “Es sind mittlerweile auch häufig Empfehlungen von Trainern dabei, die uns Spieler proaktiv empfehlen, weil wir uns den Ruf erarbeitet haben, dass junge Spieler bei uns gut aufgehoben sind, die nächsten Schritte gehen und sogar Profi werden können. Ich denke, es spricht für unsere Ausbildung und die Durchlässigkeit im Verein, dass Spieler wie Poldi Wurm, Max Meyer und Ben Kieffer bereits mit 17 oder 18 Jahren Spiele in der 2. Bundesliga absolvieren konnten.”
Christian Martin, Leiter der Jahnschmiede:
“Die Anzahl der Spieler aus Ostbayern im Profibereich nahm in den letzten 10 Jahren stark zu. Eine solche Dichte an Klasse-Spielern gab es vorher noch nie. Das ist das Verdienst aller Mitarbeiter in der Jahnschmiede und wird durch die funktionierende Zusammenarbeit zwischen den Vereinen der Region und dem DFB-Talentförderprogramm ermöglicht.”
Getreu dem Leitbild ‘Unverkennbar ostbayerisch’ setzt der SSV Jahn mit über 85 Prozent weitestgehend auf Spieler aus Ostbayern und nimmt nur in den älteren Jahrgängen punktuell Spieler außerhalb von Ostbayern mit in den Kader auf, die dank Internatsplätzen oder WG-Angeboten nach Regensburg ziehen können. Studien belegen, wie wichtig eine kurze Distanz von Heimat und Leistungszentrum (LZ) ist: Je heimatnäher ein Spieler im LZ gefördert wird, desto höher ist seine Chance, Profi zu werden.
Das zentrale Ausbildungsprinzip der Jahnschmiede lautet “Wir glauben an Dich”. Dies zahlt darauf ein, dass Spieler für eine nachhaltige Entwicklung vor allem Vertrauen benötigen. Christian Martin, der Leiter der Jahnschmiede, erklärt: “Wenn wir uns für einen Spieler entschieden haben, gehen wir den Weg mit ihm in aller Konsequenz, auch durch schlechte Phasen und Verletzungen.” Wenn in einem Jahrgang Kaderplätze offen sind, wird zunächst evaluiert, ob ein Spieler intern die Lücke füllen könnte. “Wir schauen immer erstmal intern vor extern, weil wir einfach auf unsere Jungs setzen wollen”, bekräftigt Baumer. “Durch das flächendeckende Scouting gibt es aber natürlich aber immer wieder Spieler, die wir so interessant finden, dass wir ihnen bei uns eine Chance geben wollen.”
Lukas Baumer, Trainer U16 und Koordinator Leistungsbereich (U15-U17):
“Wir sind das einzige Leistungszentrum in Ostbayern und haben uns mit dem Prädikat ‘Kategorie 1’ eine sehr gute Position in ganz Bayern erarbeitet. Wir verlieren kaum mehr Spieler an die LZs anderer Vereine.”
Wenn ein Spieler beim Scouting positiv aufgefallen ist, wird in gemeinsamer Absprache von Scouts, Trainern und der Leitung der Jahnschmiede entschieden, ob der Spieler zu einem Probetraining eingeladen wird. Dem SSV Jahn ist dabei wichtig, von Beginn an transparent mit dem Verein zu kommunizieren, bei dem der Spieler aktuell spielt. Gleichermaßen wird auch den Eltern bei einem persönlichen Gespräch und einer Führung durch die Infrastruktur der Jahnschmiede transparent vermittelt, dass die Zeit im LZ eine große Chance ist, aber dennoch nur die wenigsten den Sprung in den Profibereich schaffen.
Neben den Eigengewächsen im aktuellen Profikader haben auch einige andere ehemalige Jahnschmiede-Spieler den Sprung zum Profi bei anderen Vereinen geschafft und teilweise schon auf europäischer Ebene ihre Spuren hinterlassen. Zu nennen sind hier vor allem Eric Martel (1. FC Köln, Kapitän der deutschen U21), Can Uzun, Nene Brown (beide Eintracht Frankfurt) und Kenan Yildiz (Juventus Turin). Sie alle stammen ebenfalls aus Ostbayern und sind Indiz dafür, welches Potenzial in der Region vorhanden ist. Dieses zu heben und solche Spieler zu entdecken, zu fördern und möglichst bis zum Profidebüt beim SSV Jahn zu halten, ist das große Ziel der Jahnschmiede. Baumer sieht den Jahn durch seine geografische Lage und die Entwicklung der letzten Jahre gut aufgestellt: “Wir sind das einzige LZ in Ostbayern und haben uns mit dem Prädikat ‘Kategorie 1’ eine sehr gute Position in ganz Bayern erarbeitet. Wir verlieren kaum mehr Spieler an die LZs anderer Vereine. Wir stehen für eine ganzheitlich hochwertige Ausbildung unserer Talente und erhöhen mehr und mehr die Durchlässigkeit zu den Profis.” Dass seit der vergangenen Saison gleich sieben Spieler der Jahnschmiede mit einem Profivertrag ausgestattet wurden, ist ein weiteres starkes Argument dafür, dass die besten Talente Ostbayerns beim SSV Jahn den Sprung in den professionellen Fußball schaffen können.