Konrad Faber ist bereit für den nächsten Schritt in seiner Karriere. Nach dem Aufstieg mit dem SC Freiburg II in die 3. Liga will sich der flinke Rechtsverteidiger nun in der 2. Liga und beim SSV Jahn beweisen. Ein Porträt.
„Irgendwann hatte sich bei uns ein Spirit aufgebaut, den keiner mehr kaputt machen konnte.“ Das sagt Konrad Faber, wenn er über die vergangene Saison mit der zweiten Mannschaft des SC Freiburg spricht. Als verschworener Haufen schafften die Freiburger die Meisterschaft in der Regionalliga Südwest und damit verbunden den Aufstieg in die 3. Liga. „Besser hätte man das Drehbuch nicht schreiben können, als dass man sich beim Wechsel von der einen zur anderen Geschichte mit dem größtmöglichen Erfolg verabschiedet“, sagt Faber. Die neue Geschichte in seiner Karriere lautet nun 2. Bundesliga beim SSV Jahn Regensburg.
Faber hat sich sehr bewusst für den Jahn entschieden, auch weil er den Eindruck hat, ebenfalls ein starkes Kollektiv vorzufinden. Der Zusammenhalt im Team ist für Faber ein wichtiger Faktor: „Das war auf jeden Fall ein wichtiger Punkt für den Jahn. Das Fußballerische ist das eine, aber auch das Menschliche ist sehr wichtig. Dass man zusammenhält, nicht nur individuelle Interessen verfolgt.“
Aus einer klassischen Fußballer-Familie kommt Faber derweil nicht. Seine Mutter hat früher einmal gespielt, der Vater war eher im Handball zu Hause. Auch Konni Faber hat sich zunächst breiter aufgestellt, ist neben dem Fußball geschwommen und hat im Chor gesungen. Seine Entscheidung für den Fußball war am Ende aber eine klare: „Fußball hat mir am meisten Spaß gemacht, weil es ein Mannschaftssport ist, weil man eine Einheit ist, zusammen gewinnt und verliert, zusammen für eine Sache kämpft und viele Freunde im Team findet.“
Dänische Musiktipps von Zimmerkollege Albers
Wer Faber in seinen ersten Tagen bei der Jahnelf beobachtet, merkt, dass es ihm schnell gelungen ist, sich ins Teamgefüge einzufügen. „Ich bin zwar erst knapp zwei Wochen hier, aber ich wurde super aufgenommen, die Jungs sind alle super sympathisch und herzlich“, sagt Faber selbst. Im Trainingslager hat er sich sein Zimmer mit Stürmer Andreas Albers geteilt. „Ein super Typ“, sagt Faber, der ihm auch den einen oder anderen Tipp für dänische Musik gegeben habe. „Da werde ich sicher einmal reinhören“, sagt Ex-Chorsänger Faber und lacht.
Auf dem Platz hat sich Faber auch gut eingefunden und im ersten Test gegen Linz gute Ansätze gezeigt. Dass das Spiel schneller, intensiver, technisch besser ist, darauf stellt sich Faber ein. Ebenfalls, dass er schnellere Entscheidungen treffen muss. Dabei ist die Schnelligkeit aber ohnehin eine seiner Waffen. „Das ist sicher mit meine größte Stärke“, sagt Faber. Er sieht sich als Außenverteidiger, der viel Drang nach vorne hat, gerne in Dribblings geht und sich über sein Tempo und seine Wendigkeit durchsetzt. Die Jahn Spielidee, ist Faber überzeugt, passt dabei sehr gut zu ihm. „Das aggressive Pressing, alles mit 100 Prozent zu machen, viele Sprints zu absolvieren – das sind alles Dinge, die auch mich als Spieler ein Stück weit ausmachen und gut zu mir passen“, sagt er.
Studium neben dem Fußball
Neben dem Platz ist Faber ein sehr umgänglicher Typ. Seine neue Wohnung in Regensburg liegt rund 20 Minuten Fußweg vom Stadtzentrum entfernt. Für ihn genau richtig. „Ich muss nicht mittendrin im Getümmel sein, habe gern auch mal meine Ruhe. Aber ich bin auch niemand, der nur zu Hause sitzt, sondern gehe gerne raus, unternehme etwas, treffe Freunde, gehe Essen.“ Obwohl er, wie er betont, auch gerne selbst am Herd steht und kocht. Fußball ist derweil nicht die einzige Karte, auf die Faber setzt. Er studiert Sport und Wirtschaft auf Lehramt. „Ich finde es wichtig, dass man etwas neben dem Fußball macht, das den Kopf anstrengt“, erklärt er. Ansonsten schaut er auch mal Netflix-Serien, ist ein Fan von „Game of Thrones“ und hört musikalisch alles querbeet von den Charts über Hip Hop bis Rap.
Faber ist in einer großen Familie aufgewachsen. Er hat drei ältere Schwestern, die zwölf, vier und ein Jahr älter sind, dazu einen Bruder, der drei Jahre jünger ist als er. „Das war das Beste, was mir passieren konnte, bei uns war zu Hause immer etwas los“, erzählt Faber. Bis heute ist er ein großer Familienmensch. „Es ist einfach schön, wenn man viele Menschen um sich hat, die einen immer unterstützen, egal ob es gut läuft oder Rückschläge gibt, und die immer mit dir verbunden sein werden“, sagt er.
Für den Jahn geht Faber erstmals weiter weg von seiner Heimat. „Natürlich wird mir die Nähe zur Familie fehlen, zum Glück gibt es aber Handys und Facetime, um immer in Kontakt zu bleiben.“ Ihm seien einerseits Halt und Vertrauen wichtig, andererseits sei er als Typ aber auch immer offen für Neues.
Die 11 wegen Miro Klose
Altbewährt ist dagegen seine Rückennummer, die er sich auch beim SSV ausgesucht hat: die 11. Nicht die gewöhnlichste Nummer für einen Rechtsverteidiger, bei Faber hat sie aber einen besonderen Hintergrund: von klein auf war und ist er großer Fan von Miroslav Klose, dem Rekordtorschützen der deutschen Fußball-Nationalmannschaft. „Er war immer mein Lieblingsspieler. Zum einen war er natürlich fußballerisch ein toller Stürmer, aber er war auch menschlich super, hat immer sympathisch, bodenständig und authentisch gewirkt“, sagt Faber.
Anfangs in der Jugend hat Faber selbst noch offensiv als Außenstürmer gespielt. Nach und nach wanderte er dann aber weiter nach hinten, bis er ab der B-Jugend schließlich nur noch Rechtsverteidiger gespielt hat. Das erste Mal wirklich gemerkt, dass es für den Profifußball reichen könnte, hat er vor drei Jahren, als er vom Freiburger FC zum SC Freiburg in die zweite Mannschaft gewechselt ist. Ein Leistungszentrum hat er davor nie besucht, nur im Rahmen eines speziellen Programms immer wieder einzelne Trainingseinheiten mit Trainern des SC Freiburg absolviert. Dass er als Spieler der kleineren Klubs SV Breisach oder FC Emmendingen in der südbadischen Auswahl dabei war, war eher ungewöhnlich.
Ins Nachwuchsleistungszentrum des SC kam er nie, auch, weil er immer zu den Kleinsten seines Jahrgangs gehörte. Dennoch hat sich Faber durchgesetzt. „Vielleicht hätten mir ein paar Jahre im Leistungszentrum gutgetan, aber der Weg war dennoch auch so sehr gut, wie ich ihn gegangen bin“, schätzt Faber ein. So hatte er mehr Zeit für die Freunde und dennoch hat er sich immer weiterentwickelt und „im richtigen Moment verstanden, wenn es darauf ankam“, wie er sagt. „Deshalb bin ich mir auch sicher, dass mein Potenzial noch nicht am Ende ist.“
Mit 17 in der Oberliga
Beim Freiburger FC spielte er mit 17 schon das erste Mal in der Herrenmannschaft in der fünftklassigen Oberliga. In den nächsten Jahren hat er gemerkt, dass er vom Niveau noch höher mithalten kann und wechselte 2018 in die zweite Mannschaft des SC Freiburg. „Von da an war mein Ziel klar: Ich wollte 100 Prozent geben, damit ich es zum Profi schaffe.“ Der Sprung nach Freiburg war im Nachhinein genau der richtige für ihn: „Ich habe schnell gemerkt, wie ich mich weiterentwickle und mich noch weiter verbessere.“
Nun will er sich auf Zweitliga-Niveau beweisen und auch mit der Jahnelf erfolgreich sein. Dass er ein Sieger-Gen besitzt, hat er vergangene Saison schon mit dem SC Freiburg II unter Beweis gestellt und will das nun auch in Regensburg: „Ich bin schon auch ein Mentalitätsspieler und kann nicht… nein ich hasse es zu verlieren. Ich gebe immer 100 Prozent und noch mehr, damit wir als Team erfolgreich sind.“