In der Dezember-Ausgabe der "Jahnzeit" stand das Trainerteam der Jahnelf hinter Chef-Trainer Mersad Selimbegovic Rede und Antwort. Die ausführlichen Interviews erscheinen nun auch auf der Jahn Homepage. In Teil vier der Serie geht es um den Co-Trainer Individualtraining Markus Palionis, der im Sommer vom Spieler ins Trainerteam gewechselt ist.
Palle, im Sommer bist du vom Spieler zum Trainer gewechselt. Wie verlief der Wechsel für dich?
Markus Palionis: Überraschenderweise sehr flüssig. Das lag auch daran, dass mich das Trainerteam um Mersad toll aufgenommen hat. Mittlerweile fühle ich mich auch wirklich als Teil des Trainerteams. Deshalb kann ich nur den Daumen heben und sagen: Es war wirklich top.
Wie lief denn die Aufnahme im Trainerteam?
Palionis: Vor dem ersten Training war ich kurz bei Mersad im Büro, da haben wir kurz gesprochen und die Themenfelder nochmal abgesteckt. Klar war aber auch, dass diese Position neu geschaffen wurde. Das heißt, mit der Zeit habe ich ein Gefühl entwickelt, welche Aufgabenfelder genau mein Bereich sind. Das ist auch bis heute so, dass man immer wieder schaut, welche Felder kann ich noch hinzunehmen, welche Aufgaben kann ich noch mehr machen. Ich musste da mich auch reinfuchsen, aber ich bin guter Dinge, dass das weiter flüssig laufen wird.
Zur Integration im Trainerteam gehört es auch, beim Fußballtennis dabei zu sein. Uns wurde zugetragen, dass du durchaus überrascht warst über das hohe Niveau…
Palionis: (lacht) Die Trainerkollegen sind schon relativ fit, ja. Bei uns haben sich zwei Duos gebildet, Mersad und Basti spielen gegen Ronny und mich. Die ersten Spiele liefen für uns nicht so gut, das hat mich schon extrem geärgert. Wir sind aber gut zurückgekommen, die letzten Spiele haben wir gewonnen. Das sind jetzt schon Duelle auf Augenhöhe.
Wie war die Umstellung beim Umgang mit den Spielern? Erst warst du Mitspieler, dann plötzlich ihr Trainer…
Palionis: Mit den neuen Spielern ist es gar kein Problem, denn die kennen mich nicht als Spieler. Mit den anderen war es am Anfang schon eine ungewohnte Situation für beide Parteien. Aber für mich hat sich nicht allzu viel verändert. Ich pflege zu den Jungs weiter einen guten und engen Kontakt, natürlich mit einer etwas größeren Distanz. Die Jungs haben das auch echt gut angenommen und haben sich gefreut für mich.
Gibt es Spieler, die schon mal fluchen, wenn du sie zum wiederholten Mal ans Kopfballpendel bittest?
Palinois: Nein, überhaupt nicht. Die Eigenmotivation der Spieler ist schon sehr, sehr hoch. Da wird im Gegenteil sogar nach fast jedem Training gefragt: Können wir das oder das noch machen? Sie freuen sich darauf, weil sie an ihren Entwicklungsfeldern arbeiten wollen. Das spricht für unsere Spieler.
Du hast schon angesprochen, dass sich das Aufgabengebiet stetig genauer findet. Wie kann man es grob definieren?
Palionis: Auf dem Platz ist es ziemlich klar. Wir besprechen im Trainerteam, mit welchen Spielern wir etwas machen können. Denn da ist die Belastungssteuerung auch ein großes Thema. Ich will mich noch mehr in die Videoanalyse – nicht nur von Spielen sondern auch von Trainingseinheiten – reinfuchsen, mit deren Hilfe ich noch viel individueller auf die Spieler eingehen könnte. Um dann Aufgabengebiete herauszuarbeiten, die wir mit den Spielern bearbeiten können.
Ist dieses individuelle Arbeiten auch genau der Bereich, der dir Spaß macht, oder kannst du dir für deine Zukunft auch vorstellen, einmal in die Richtung Chef-Trainer zu gehen?
Palionis: Als ich noch aktiv war, habe ich immer gesagt, dass ich nicht weiß, ob der Trainerjob etwas für mich ist. Das ist ehrlich gesagt noch immer ein bisschen so. Ich muss mich reinfinden in den Beruf, muss ein Gefühl für das Trainer-Dasein entwickeln, für die vielseitigen Facetten der Arbeit. Trainer sein schaut von außen sehr einfach aus, aber das ist tatsächlich überhaupt nicht der Fall. Das ist schon ein harter Job. Du hast 25 verschiedene erwachsene Charaktere, die mit ihren persönlichen Befindlichkeiten anklopfen. Da muss ich noch für mich herausfinden, wie weit und in welche Richtung es für mich als Trainer gehen wird. Ich habe jetzt keinen Karriereplan aufgestellt, sondern schaue von Saison zu Saison, wie sich das Ganze entwickelt. Denn für eine langfristige Planung ist der Fußball auch zu schnelllebig.
Wenn du die Vielseitigkeit des Jobs ansprichst: Gab es Punkte, die dich überrascht haben in der täglichen Arbeit, die man als Spieler gar nicht so sehr auf dem Schirm hat?
Palionis: Ja, tatsächlich. Auf welche Kleinigkeiten das Trainerteam zum Beispiel schaut. Auch wie die Trainer für sich ein Gefühl entwickelt haben, wie sich ein Spieler aktuell fühlt. Die Trainer reden sogar darüber, ob ein Spieler gut oder schlecht geschlafen hat. Da ist jede Kleinigkeit entscheidend, um am Wochenende die nötigen Punkte einzufahren. Da war ich tatsächlich positiv überrascht, wie jedes noch so kleine Detail besprochen und analysiert wird.
Gibt es Trainer, die dich in deiner Karriere geprägt haben? Wenn ja, inwiefern?
Palionis: Der Trainer, der mich am meisten geprägt hat, war Roger Schmidt, unter dem ich in Paderborn gespielt habe. Nicht nur als Trainer, sondern vor allem seine menschliche Seite hat mich sehr beeindruckt. Das war ein besonderer Trainer und Mensch, der nicht ohne Grund dort steht, wo er steht.
Was zeichnet aus deiner Sicht einen guten Trainer aus?
Palionis: In erster Linie Menschlichkeit, das ist das Entscheidende. Bei aller Qualifikation und allem Fachwissen als Trainer stehen am Ende auf dem Feld immer Menschen, die Gefühle haben, die ihre Probleme haben. Das ist mit das Entscheidende als Trainer, dass du das verstehst.
Zum Abschluss darfst du noch über den nächsten der Interviewreihe eine lustige Anekdote erzählen: Ronny Zeiß.
Palionis: Eine lustige Anekdote habe ich auf Anhieb nicht parat, ich kann aber etwas zur Persönlichkeit von Ronny sagen. Er ist absolut ehrgeizig, ist immer der Erste, der da ist, geht vorher immer schon in den Fitnessraum, geht sehr oft laufen. Er ist sehr fleißig. Ronny ist schon jemand, auf den ich aufschaue, ganz klar. Gefühlt am meisten freut mich aber natürlich, dass wir uns im Fußballtennis weiterentwickelt haben (lacht).
Das Interview mit Markus Palionis ist Teil einer Interview-Reihe, die zunächst in der Dezember-Ausgabe der "Jahnzeit" erschienen ist. Die ganze Ausgabe ist im Jahn Fan- und Onlineshop gedruckt erhältlich und zudem online abrufbar. Die Dezember-Ausgabe der Jahnzeit ist wie gewohnt entstanden in Zusammenarbeit mit den Partnern Valentum Kommunikation GmbH (Layout), die printzen (Druck) & iHeft (multimediale Ausgabe). Das Corporate Design stammt von seitenwind. Die neue Jahnzeit in gedruckter Form ist auch im Jahn Fanshop am Jahnstadion Regensburg sowie im Jahn Onlineshop erhältlich.