Mitten in die Freude über den lang ersehnten Heimsieg am vergangenen Wochenende gegen Paderborn traf den SSV Jahn die Nachricht über den Tod von Ludwig „James“ Haas. James war lange Jahre in guten und schwierigen Zeiten Jahnfan und seit 2013 ein wichtiger Brückenpfeiler und Begleiter von Projekten der Sozialinitiative „Jahn Sozial: Brücken für Regensburg“.
Das heute selbstverständlich gewordene Leitmotiv des SSV Jahn, Botschafter für die Menschen in der Region zu sein, hatte er bereits verinnerlicht, als man beim SSV Jahn noch an der Umsetzung dieser Verantwortung arbeitete. Die Idee, die Fußballspieler seines Herzensvereins als Vorbilder einzusetzen, um nicht oder wenig vorhandene Motivation aus Jugendlichen in der Schule zu kitzeln, trieb den pensionierten Lehrer derart an, dass er mit großer Vehemenz auf der Geschäftsstelle anklopfte. Ob Geschäftsführer, Pressesprecher oder Fanbeauftragter – James ließ sich bei jedem einen Termin geben, um sein Feuer für die Idee in den Club zu tragen.
Er kam dabei nicht nur mit bloßen Ideen, sondern mit durchdachten Konzeptionen. Und so war es im Februar 2014 erstmals soweit: Der SSV Jahn veranstaltete das Projekt „Jahn Motivation“ an der Realschule Parsberg. Niemand verstand es so gut wie James, Diskussionen für Schüler*innen und Profis derart gewinnbringend und zielführend zu moderieren, dass alle Veranstaltungen immer zum Erfolg für alle Seiten wurden. Die Profis forderte er dabei heraus, über ihre Motivation nach Niederlagen, Nichtberücksichtigung in der Startelf, „ungerechtfertigten“ Entscheidungen der Trainer, Verletzungen oder Kritik aus dem Umfeld zu reflektieren und ihre Strategien darzulegen, wie sie damit umgehen. Die Schüler*innen, deren Motivation gleichermaßen an (schlechten) Noten, Meinungsverschiedenheiten mit Lehrkräften und Druck aus dem Elternhaus leiden konnte, fanden sich schnell in den Schilderungen der Profis wieder – ausgerechnet bei einer Personengruppe, die für Jugendliche oftmals als perfekt wahrgenommen wird. Mit seiner emphatischen und vor allem zu jeder Zeit positiven Art gelang es James, dass sich alle Beteiligten in den teils tiefgründigen Diskussionen öffneten. Regelmäßig positive Rückmeldungen aus den Schulen bescheinigten dem Projekt ebenso den positiven Effekt wie die Reaktionen der eingesetzten Profis, die nicht selten selbst etwas für ihren Weg mitnehmen konnten. So wurde das Projekt „Jahn Motivation“ zu einem Erfolgsmodell, das bis zur Corona-Pause über 30 Mal an diversen Schulen in der Region stattgefunden hat.
Doch nicht nur Schüler*innen und Fußballprofis konnten von James so einiges mitnehmen, auch die Mitarbeiter*innen, die mit ihm zu tun hatten, durften von seiner Lebenserfahrung und vor allem Lebenseinstellung profitieren. Hatte man eine Besprechung mit James Haas, war klar, dass man keinen Anschlusstermin haben durfte – überzogen wurde immer. Sport und Fußball hatte für ihn weit mehr Dimensionen als einen Wettbewerb um Tore oder Punkte. Ob Bildung, Kultur, Gesellschaft oder sogar Politik – der Fußball strahlt in alle Bereiche des Lebens. Und so konnte man mit James gerne und lange philosophieren von der Bedeutung des Schulsports in Luxemburg bis zu George Best. Und am Ende des Gespräches hatte man immer das Gefühl etwas gelernt zu haben. Und so war James für den Club, zahlreiche Mitarbeiter*innen und Profis Innovator, Inspirator, Mentor und Brückenbauer.
Die „Brücken für Regensburg“ sind in den letzten Jahren immer weiter gewachsen und stehen auf immer zahlreicheren und stabileren Pfeilern. Einer der ersten ist nun nicht mehr lebendig, doch ist das Holz, aus dem er geschnitzt ist, stabil und wird bleiben. Der Mensch, der dahinter steht, wird uns unglaublich fehlen!
Ruhe in Frieden, James!