Am Ende des zurückliegenden Jahres gab es einen personellen Wechsel an der Spitze des SSV Jahn Regensburg. Nach achteinhalb Jahren verabschiedete sich Christian Keller als Geschäftsführer Profifußball. Nach ihm bildet nun ein Duo die neue Geschäftsführung des SSV Jahn. Philipp Hausner, seit Jahren als Leiter der Abteilung Vermarktung Geschäftskunden bestens vertraut mit dem SSV Jahn, übernahm im November die kaufmännische Geschäftsführung. Für den sportlichen Bereich ist seit Dezember der Deutsch-Schweizer Roger Stilz verantwortlich, der vom belgischen Zweitligisten Waasland-Beveren neu nach Regensburg kam. Im ausführlichen Interview mit der Jahnzeit sprechen die beiden Geschäftsführer über ihre Anfänge in den neuen Positionen, sie blicken in die Zukunft und auf das Jahn Jahresmotto 2022: „Vereint vorangehen“. Und nicht zuletzt gewähren sie auch einen Einblick in die Menschen abseits der Funktion und des Fußballs.
Philipp und Roger, welche Schuhgröße habt Ihr denn eigentlich?
Roger Stilz: 42 2/3.
Philipp Hausner: 45.
Damit sind wir in der Summe klar über 80. Reicht das denn, um die so oft zitierten „großen Fußstapfen“, die Christian Keller hinterlassen hat, auszufüllen?
Hausner: (lacht) Christians Schuhgröße dürfte auf jeden Fall unter 50 sein. Scherz beiseite. Ich würde sagen, das wird und muss die Zeit zeigen. Auch wenn der Vergleich auf der Hand liegt, ist das kein Vergleich, den wir im Innenverhältnis anlegen sollten. Christian hat es so gemacht, wie er es gemacht hat, mit all seinen Qualitäten, Fähigkeiten und seiner Kompetenz. Nun sind zwei neue Geschäftsführer da, die machen es anders. Man wird das eine nicht mit dem anderen vergleichen und aufwiegen können.
Stilz: Ich möchte hinzufügen, dass Philipp ja schon da war und es eben deshalb nicht zwei neue Köpfe sind. Philipp hat die Struktur, die in den vergangenen Jahren hier entstanden ist, mitgestaltet. Ich glaube, dass es ein Unterschied ist zu anderen Wechseln dieser Größenordnungen, gerade in anderen Vereinen, weil hier eine tolle Basis geschaffen wurde und der Vereine eine klare Idee und ein klares Gesicht hat. Die Zeit wird zeigen, da hat Philipp absolut Recht, wie wir diese vorhandene Grundlage weiterentwickeln. Wir wollen unseren Beitrag zu einer erfolgreichen Geschichte leisten.
Nun seid ihr noch nicht lange in den neuen Ämtern, aber fühlt Ihr euch grundsätzlich wohl in neuer Funktion, mit der neuen Verantwortung?
Stilz: Ich fühle mich wirklich wohl. Da sind zunächst, so profan das klingen mag, die beiden Orte, an denen ich mich überwiegend aufhalte. Das Jahnstadion Regensburg und das Trainingsgelände am Kaulbachweg. Die Infrastruktur ist gut und macht den Arbeitsalltag angenehm. Ich fühle mich zum anderen auch mit den Menschen wohl, mit denen ich täglich zu tun habe und die mir das Ankommen hier leicht gemacht haben. Ich habe sehr hilfsbereite wie auch fokussierte Mitarbeiter vorgefunden, sowohl im sportlichen Bereich als auch auf der Geschäftsstelle. Ich bin noch am Sammeln von Eindrücken und am Kennenlernen, habe aber schon ein gutes Gefühl für das bekommen, was da ist. Und nicht zuletzt fühle ich mich in der Leitung des Sports beim Jahn am richtigen Platz.
Hausner: Ich habe einen anderen Blickwinkel und kann sagen: Ich fühle mich weiter wohl. Ich bin schon eine Zeit lang dabei und komme nicht neu in ein fremdes Umfeld hinein. Für mich fühlen sich auch die neuen Themen, Abstimmungen und Kompetenzen gut an. Dabei hilft mir sehr, dass ich im Abteilungsleiterkreis und von allen Mitarbeitern in der neuen Funktion sehr gut aufgenommen worden bin. Es ist nicht selbstverständlich, wenn man unter Gleichen einen herausnimmt und zum Geschäftsführer macht, dass es dann weiterhin gut funktioniert. Da habe ich den Eindruck, dass jeder offen und aktiv dabei ist und mit anpackt. Gleichzeitig ist es eine neue Aufgabe, in die man erst einmal reinkommen muss. Es ist schon einiges passiert in den zwei Monaten, aber es wird sicherlich ein Jahr dauern, bis ich als Geschäftsführer alles einmal durchgeführt und verantwortet habe. Dann sitzt man sicher noch fester im Sattel.
Was waren denn die ersten Aufgaben, die ihr in Eurem jeweiligen Bereich angegangen seid?
Hausner: Es hat viel mit dem Tagesgeschäft zu tun. Unmittelbar stand an, dass die Maßnahmen zur Bekämpfung der Corona-Pandemie wieder gänzlich neue Parameter für uns aufgeworfen haben und wir die entsprechenden Maßnahmen ergreifen mussten. Zunächst waren weniger, dann gar keine Zuschauer mehr erlaubt, das war jeweils verbunden mit neuen Hygienekonzepten. Wesentlich war in den beiden Monaten auch, dass wir trotz des Tagesgeschäfts und der Veränderung unseren Strategieprozess umgesetzt haben und in diesem Zusammenhang ein Strategiemeeting mit allen Abteilungsleitern hatten. Als nächstes stand der virtuelle Neujahrsempfang mit der Verkündung des neuen Jahresmottos an.
Stilz: Bei mir war es so, dass ich vor allem Personal- beziehungsweise Kennenlerngespräche geführt habe. Vor allem mit Mitarbeitern aus dem Funktions- und Trainerteam und vor allem auch mit den Spielern. Ich habe nicht nur mit denjenigen gesprochen, die vermeintlich in der ersten Elf stehen, sondern gerade auch mit denjenigen, die zuletzt nicht so zum Zug gekommen sind. Bei denen ist es oft sehr wichtig, gesprächsbereit zu sein und sich auszutauschen. Es war keinesfalls so, dass es gebrannt hat, aber es gab natürlich Themen, die zu behandeln waren. Es galt darüber hinaus natürlich, Prozesse und Abläufe kennenzulernen und zu justieren. Ich habe mir bis Ende der Transferphase Zeit gegeben, um dann auch wirklich eine Meetingstruktur festzulegen, wobei ich im Kopf dabei schon ziemlich weit bin.
Es gab auch gleich erste Personalentscheidungen zu treffen. Der Abgang von Jann George, die Rückkehr von Alexander Weidinger. Wie ist es, hier ins „kalte Wasser“ geworfen zu werden und gleich mit einer Transferperiode zu starten?
Stilz: Es geht schon darum, so schnell wie nur möglich auch gutes Gespür für die Menschen und die unterschiedlichen Konstellationen zu entwickeln. Deshalb bin ich auch hier. Es geht darum, sich verschiedene Perspektiven anzuhören, offen zu sprechen und konkret zu fragen. Natürlich gilt es auch die vertragliche Situation zu berücksichtigen. Dabei geht es um sportliche Perspektive, Laufzeit, Konditionen. Diese Parameter gilt es in ein Ganzes zu packen und abzuwägen. Wir bereiten die Situation gut auf, analysieren und versuchen lösungsorientiert zu handeln. Steht eine Entscheidung, bin ich kein Freund davon, lange zu warten oder Entscheidungen künstlich in die Länge zu ziehen. Denn für den Kader, für das Trainerteam, für den Club und auch für den Spieler selbst ist es ansonsten nur eine Belastung.
Von außen hattest du bestimmt ein gewisses Bild vom SSV Jahn. Inwieweit hat sich diese Sichtweise in deinen ersten Wochen bestätigt oder vielleicht auch nicht bestätigt?
Stilz: Komplett überrascht hat mich nichts. Ich hatte ja einen fünfstufigen Auswahlprozess durchlaufen und war dazu bereits das eine oder andere Mal auch in Regensburg. Dementsprechend kannte ich den Ort und auch die Protagonisten zum Teil schon. Eine Sache hat mich schon überrascht, und zwar sehr positiv: die Ernsthaftigkeit und Gewissenhaftigkeit der Mitarbeiter, wie sie ihren Job erledigen. Das ist auffällig, so habe ich das auf diesem Niveau nicht erwartet.
Philipp, du kennst den Jahn seit Jahren aus der Innenperspektive. Was hast du Roger gleich mit auf den Weg gegeben, was er über den Verein wissen muss?
Hausner: Für Roger wie für jeden Mitarbeiter oder Spieler ist es wichtig, die Vision und die Werte des Vereins aufzunehmen, zu durchdringen und vor allem auch zu erleben. Es ist leicht, einen schönen Vortrag über die Vision und die Werte des SSV Jahn halten. Aber wichtig ist, dass Roger und jeder andere, der neu dazukommt, spürt, dass diese Werte hier auch wirklich gelebt werden. Dafür braucht es gerade zu Beginn der Tätigkeit viele Anlässe, über die die Clubkultur des SSV Jahn spürbar wird. Ich erlebe Roger auch so, dass er sich zu 100 Prozent darauf einlässt, dass er sieht: Das hier beim SSV Jahn ist gewachsen, das ist gut und damit kann ich mich identifizieren.
Das komplette Interview mit den neuen Jahn Geschäftsführern lest Ihr in der neuen Ausgabe der Jahnzeit. Die Januar-Ausgabe ist wie gewohnt entstanden in Zusammenarbeit mit den Partnern Valentum Kommunikation GmbH (Layout), die printzen (Druck) & iHeft (multimediale Ausgabe). Das Corporate Design stammt von seitenwind. Die neue Jahnzeit in gedruckter Form ist auch im Jahn Fanshop am Jahnstadion Regensburg sowie im Jahn Onlineshop erhältlich.