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Tempo und Überzeugung

Oscar Schönfelder im Porträt
· Jahnschmiede ·

Oscar Schönfelder will beim SSV Jahn in der 2. Bundesliga ankommen. Der Mittelfeldspieler ist für eine Saison vom SV Werder Bremen ausgeliehen.

 

Hinter Oscar Schönfelder liegt ein emotionales wie erfolgreiches Saisonfinale. Da war zum einen der Gewinn der Europa League von Eintracht Frankfurt. Von Schönfelders Eintracht. Weil er in Frankfurt aufgewachsen ist, hat er natürlich noch ein Stückchen mehr mitgefiebert als ohnehin gefühlt ganz Fußball-Deutschland. Und dann war da noch ein wichtigerer Erfolg für den jungen Fußballer, zu dem er selbst seinen Teil beigetragen hat. Ein Jahr nach dem Abstieg kehrte er mit dem SV Werder Bremen in die Bundesliga zurück.

 

Perfekt gemacht hat Werder den Aufstieg durch einen 2:0-Heimsieg am letzten Spieltag – gegen den SSV Jahn. Ausgerechnet, aus Schönfelders Sicht. Wusste er doch zu diesem Zeitpunkt schon vom Interesse aus Regensburg, Gespräche hatte er aber bewusst auf nach der Saison verschoben. „Das wäre sonst komisch gewesen, wenn ich mit einem Verein, gegen den wir um den Aufstieg gespielt haben, schon am Tisch gesessen wäre.“ Beim Saisonfinale saß Schönfelder selbst dann auf der Tribüne, stand nicht im Bremer Kader. Die Emotionen hat er dennoch voll aufgesogen. „Es war unglaublich, so etwas erlebt man nicht oft“, blickt er mit etwas Abstand zurück. „Ich kann mich glücklich schätzen, dass ich so etwas überhaupt erleben durfte.“ Zu den Eindrücken rund um den Aufstieg sagt er: „Die ganze Stadt hat gefühlt vor dem Stadion auf uns gewartet. Das war krass, eine unglaubliche Stimmung und Party. Das war einmalig.“

 

Schnell vom Jahn überzeugt

 

Kurz nach dem letzten Spieltag kam es dann zu den ersten Gesprächen zwischen Schönfelder und dem Jahn. Und was ihm aufgezeigt wurde, hat ihn auf Anhieb überzeugt. „Ich pflege einen engen Austausch mit meinem Berater. Eigentlich warten wir auch gerne ab, wollen nichts überstürzen und alle Optionen abwägen, was für mich das Beste ist“, erklärt Schönfelder. Nach dem Gespräch mit Roger Stilz, dem Geschäftsführer Sport des SSV Jahn, und Chef-Trainer Mersad Selimbegovic sei das aber nicht mehr nötig gewesen: „Wir sind aus dem Gespräch gegangen und haben sofort gesagt, dass wir uns keinen anderen Verein mehr anschauen und abwarten müssen. Das passt beim Jahn. Deshalb habe ich mich sehr schnell für Regensburg als nächste Station entschieden.“

 

In Regensburg sucht Schönfelder nach dem, was er am Ende der letzten Saison in Bremen nur noch wenig hatte: Spielpraxis in der 2. Bundesliga. In der Hinrunde hatte er noch sieben Einsätze verbucht, in der Rückrunde kamen nur noch drei weitere dazu. „Vor der Saison wäre ich mit zehn Einsätzen wohl zufrieden gewesen, nachdem es meine erste volle Saison bei den Profis war“, sagt Schönfelder. „Aber wenn man in der Hinrunde dann regelmäßig spielt, steigt natürlich auch der Anspruch an einen selbst.“ Nach dem Trainerwechsel von Markus Anfang zu Ole Werner wurden die Einsätze für Schönfelder weniger. „Mit sieben Siegen zum Start unter Ole Werner gab es auch wenig Grund zu wechseln, die Spieler, die gespielt haben, haben es gut gemacht“, sagt er. Gegen Ende der Saison wurde ihm dann klar, dass er sich zur neuen Saison verändern möchte – für eine bessere persönliche Perspektive.

 

"Temporeich und zielstrebig"

 

Worauf sich die Jahnfans freuen können? „Auf einen temporeichen Spieler, der viel ins Eins-gegen-Eins geht, viel dribbelt und im letzten Drittel zielstrebig Richtung Tor ist“, sagt Schönfelder. Roger Stilz sieht in Schönfelder einen flexibel einsetzbaren Spieler, zu dessen Stärken „Tempo, Technik und Spielverständnis“ gehören. Am liebsten sieht sich Schönfelder dabei auf der offensiven Außenbahn. In den ersten Testspielen der Vorbereitung spielte er aber auch als Linksverteidiger. „In Bremen habe ich in einer Fünferkette auch schon den linken Schienenspieler gespielt und in den Junioren-Nationalmannschaften war ich auch mal Linksverteidiger“, sagt er. Entsprechend könne er auch beim Jahn hinten spielen, wenn er dort gebraucht wird, sieht sich aber selbst lieber offensiv.

 

Sein Tempo hat Schönfelder schon in der Jugend ausgezeichnet. In Berlin, wo er geboren wurde, ist er erstmals dem Ball hinterhergejagt. Als Oscar fünf Jahre war, zog die Familie der Arbeit der Mutter wegen nach Frankfurt. Dort fand Schönfelder das, was er bis heute seine Heimat nennt, wo seine Freunde und seine Familie zu Hause sind. Die Zahlen bei seinem Instagram-Account „oscar.439“ stehen für seine Frankfurter Postleitzahl.

 

Gewohnt hat die Familie etwas außerhalb und bei der TSG 51 Frankfurt, fünf Minuten Fußweg über einen kleinen Fluss von zu Hause entfernt, spielte er erstmals im Verein Fußball. Dass er gut kicken konnte, hat Oscar schnell gemerkt. Mit Makkabi Frankfurt schloss er sich einem ambitionierteren Verein an und wechselte drei Jahre später zur U13 des FSV Mainz 05. Er hätte auch zu anderen Vereinen wechseln können, auch zur Eintracht - doch in Mainz gefiel es ihm beim Probetraining am besten. Dafür nahm er auch lange An- und Abreisewege, erst per Fahrdienst, dann mit dem Zug, in Kauf, ehe er in der 10. Klasse ins Mainzer Internat zog. Ab der U16 lief Schönfelder zudem für die Nachwuchsteams des DFB auf uns spätestens da verfestigte sich bei ihm der Gedanke, es zum Fußballprofi schaffen zu können.

 

Schlechter Start in Bremen

 

Nach der U19 suchte Schönfelder eine neue Herausforderung. In einem neuen Umfeld, wo er nicht der Jugendspieler aus dem eigenen Nachwuchs war. Eine neue Stadt, ein neuer Verein, ein neues Umfeld. Bremen sagte ihm hier am meisten zu. Weil sie eine U23 haben, bei der er Spielpraxis sammeln konnte, wenn er bei den Profis nicht rankam. Aber auch, weil ihm gesagt wurde, dass er die Vorbereitung mitmacht und sich durch seine Leistung selbst für einen festen Platz im Kader empfehlen kann. Der Start in Bremen lief dann aber alles andere als positiv. Schönfelder verletzte sich gleich zu Beginn der Vorbereitung, war mit einer Sprunggelenksverletzung fast zwei Monate raus. Damit war der Anschluss zu den Profis erst einmal weg und im Saisonverlauf schwer wiederherzustellen, befand sich Werder doch tief im Abstiegskampf. Schlechte Zeiten, um auf ein junges Talent zu bauen.

 

„Diese Zeit war schon sehr hart für mich“, erinnert sich der Mittelfeldspieler. „Da habe ich auch ein paar Monate gebraucht, um damit klarzukommen und wieder positiv zu sein. Wenn du mit ganz anderen Erwartungen an einen neuen Ort kommst und richtig Bock hast, aber dann alles schiefgeht – das ist schon schwer. Ich hatte daran zu knabbern.“ Mit Hilfe der Familie und der Freunde kam Schönfelder aber gut durch die Zeit: „Im Fußball gibt es immer Höhen und Tiefen. Man muss auch mal negative Erfahrungen machen und dann daraus lernen.“

 

Im Pokal gegen den Jugendfreund

 

Im zweiten Jahr in Bremen lief es für ihn persönlich besser, der Abstieg Werders war sicher nicht zu seinem persönlichen Nachteil. Viele Leistungsträger verließen den Verein und der Abstand zu den anderen Spielern wurde kleiner. Es folgte die Saison mit zehn Einsätzen, aber abnehmender Tendenz. Deshalb sieht Schönfelder die Zeit gekommen, wieder etwas Neues zu sehen. Die ersten Eindrücke von der neuen Mannschaft und der Stadt sind gut, im Trainingslager schloss er sich abends gleich den Karten-Runden unter den Jahn Profis an. Regensburg kannte er vorher nicht wirklich. Nach den ersten Eindrücken ist er „überrascht, sehr positiv überrascht. Regensburg ist eine super schöne Stadt.“ Eine Wohnung sucht er noch – für sich und seine Katze, die mit nach Regensburg kommen wird. Dort hält sich Schönfelder auch gerne auf, um runterzukommen vom hektischen Alltag des Profifußballs.

 

Vor allem will Schönfelder in den nächsten Monaten sportlich ankommen – beim Jahn und in der 2. Liga. Auf ein Spiel gleich zu Saisonbeginn freut er sich dabei übrigens besonders: auf das Duell im DFB-Pokal mit dem 1. FC Köln. Denn dort spielt mit Tim Lemperle einer der besten Freunde Schönfelders. „Wir spielen das erste Mal gegeneinander. Da werde ich sicher ein paar Tickets für unsere Familien brauchen.“ Und vielleicht gelingt ja die Überraschung gegen den Bundesligisten. Dann hätte Schönfelder wieder etwas zu feiern. Es wäre nach dem Aufstieg Werders und dem Europa-League-Triumph der Eintracht der nächste Anlass.

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