Mit dem Beginn des zweiten Corona-Lockdowns im November 2020 musste auch die Trainingsarbeit der Jahnschmiede-Trainer stark verändert werden. Die beiden Reha- und Athletiktrainer Philipp Paintner und Christian Liefke sprachen im Interview über die vergangenen Wochen und die damit verbundenen Veränderungen im Trainingsbetrieb der Jahnschmiede.
Jahnzeit: Welche Schwierigkeiten kamen mit dem Beginn der Heimtrainingswochen auf?
CL: Aufgrund der Tatsache, dass der Lockdown im November bereits der zweite in diesem Jahr war, wussten wir zumindest grundsätzlich, was auf uns zukommt. Die größte Schwierigkeit bestand meines Erachtens erst einmal in der Kurzfristigkeit der Lockdown-Entscheidung. Es galt, in kürzester Zeit einen Überblick über den aktuellen Leistungsstand eines jeden Spielers zu erhalten. Deshalb wurde innerhalb eines Wochenendes bei allen Spielern der Jahnschmiede noch eine Leistungsdiagnostik durchgeführt.
PP: Zudem mussten möglichst zeitnah, und in Absprache mit den jeweiligen Cheftrainern, aus den Ergebnissen der Leistungsdiagnostik die athletischen Ziele für die individuellen Förderpläne der Spieler bestimmt werden. Das erforderte einen immensen Kommunikations- und Organisationsaufwand, bevor überhaupt Trainingspläne erstellt werden konnten.
Welche Schritte mussten für die Umsetzung dieser Trainingsart unternommen werden?
PP: Abgeleitet von den individuellen Förderplänen und athletischen Zielen galt es, Rahmenpläne für die einzelnen Trainingswochen sowie eine gewisse Periodisierung zu erstellen. Erst dann war es wiederum möglich, individualisierte Trainingspläne für jeden Spieler zu entwickeln. Diese mussten natürlich auf die individuellen häuslichen Voraussetzungen, die jeder Spieler vorfindet, abgestimmt sein.
CL: Nach der Planung der Trainingsinhalte im Wochenverlauf wurde versucht, möglichst viele verschiedene Trainingsinhalte zu integrieren. Zusammen mit abwechslungsreichen und fordernden Programmen sollte dies die Motivation der Spieler aufrechterhalten. Zusätzlich war es nötig zu bedenken, dass Spieler eventuell keine öffentlichen Anlagen für die Trainings nutzen können. Deshalb wurden einzelne Spieler zusätzlich mit Trainingsmaterial versorgt.
Welche Bandbreite an Übungen beinhalten diese Einheiten?
CL: Im Leistungs- und Übergangsbereich stehen vor allem athletische Inhalte im Vordergrund, die insbesondere die Bereiche Kraft, Stabilität und Schnelligkeit abdecken. Die Laufeinheiten dienen zur Aufrechterhaltung der Ausdauerleistung und koordinative sowie fußballtechnische Übungen in Form von Challenges runden das Programm ab.
PP: Im Entwicklungsbereich liegt der Fokus mehr auf fußballtechnischen und koordinativen Trainingsformen, welche mit Läufen für die Ausdauerleistung und Stabilitätsprogrammen ergänzt werden. Dabei gibt es bei jeder Mannschaft allerdings eine unterschiedliche Herangehensweise, denn jeder Cheftrainer bestimmt die geeigneten Schwerpunkte für sein Team selbst.
Welche Rahmenbedingungen konntet Ihr erschaffen, damit die Spieler genügend Abwechslung haben?
CL: In Bezug auf die Trainingsprogramme, die in vielen Fällen athletische Schwerpunkte haben, ist Abwechslung nur bedingt gewollt. Damit die Spieler ihre Leistungen in diesen Bereichen verbessern können, steht vor allem das kontinuierliche Training mit einer progressiven Steigerung im Vordergrund. Dafür wird im koordinativen und technischen Bereich mit immer neuen Formen für ausreichend Abwechslung gesorgt. Für die jeweiligen Übungen wurden Bilder und Videos produziert, um sie den Spielern besser veranschaulichen zu können.
PP: Zusätzlich zu den Heimprogrammen werden auch Cybertrainings absolviert, bei denen die Trainer die Trainingseinheit virtuell anleiten und überprüfen können, um so bei Ausführungsfehlern entgegenzusteuern. Dies ist eine neue Erfahrung für die Spieler und sorgt für zusätzliche Motivation. Weiterhin wurden auch um den Trainingsbereich herum Rahmenbedingungen geschaffen, die für Abwechslung sorgen. Innerhalb des Projektes „Lernen von den Besten“ veranschaulichen Videos von Profimannschaften technische und taktische Leitbilder im Fußball. Regelmäßige virtuelle Teammeetings bieten die Möglichkeit, um über den Trainingsverlauf und die Trainingsinhalte zu diskutieren und um die Wünsche der Spieler für das Heimprogramm abzufragen. Zusätzlich wurden in diesen auch Themen aus dem Zusatzausbildungsplan der Jahnschmiede behandelt (z.B. Ernährung, Sportpsychologie, Berufsvorbereitung)
Welche positiven Aspekte hat diese Kategorie?
PP: Ein klarer Vorteil für die Spieler liegt darin, dass sie durch das Heimtraining weitaus mehr Zeit für sich zur Verfügung haben, da die Zeit für An- und Abreise für die Trainingseinheiten und Spiele entfällt. Zusätzlich können durch den Wegfall der Fußballeinheiten und der Spiele insbesondere athletische Schwerpunkte akzentuiert werden, für die im normalen Trainingsverlauf nicht so viel Zeit zur Verfügung steht. Im besten Fall werden die Spieler dadurch körperlich robuster und leistungsfähiger sowie weniger verletzungsanfällig.
CL: Ergänzend dazu hat diese Zeit auch einen positiven Aspekt im Hinblick auf verletzte Spieler. Angeschlagene und langzeitverletzte Spieler haben mehr Zeit und weniger Druck im Hinblick auf ihre Rehabilitation. Zusätzlich sollten im besten Fall keine weiteren Verletzungen hinzukommen, zumindest nicht durch Kontaktsituationen.