Die Wiederkehr von Jahrestagen, seien es nun Geburts- oder Sterbetage herausragender Persönlichkeiten oder Jubiläen von Institutionen oder besonderen Ereignissen, gibt die willkommene Gelegenheit, einmal wieder Rückschau zu halten, Gegenwart und Vergangenheit einzuordnen und auch in die Zukunft zu schauen. So ein Tag ist auch der 24. März, an dem wir dem Tode des berühmtesten und bis in unsere Zeit erfolgreichsten Fußballers aus Regensburg gedenken, der sich 2024 zum 30. Male jährt. Die Rede ist natürlich von Hans Jakob (1908 bis 1994), dem bis heute einzigen deutschen Fußball-Nationalspieler des SSV Jahn Regensburg.
Anlässlich des bevorstehenden Drittliga-Spiels am 30. März gegen Halle, das auch im Zeichen des Alt-Internationalen stehen wird, erinnert Jahn Archivar Prof. Dr. Wolfgang Otto an den einzigartigen Jahn Torhüter. Teil 1 lest Ihr hier.
Teil 2: Hans Jakobs Start in die internationale Karriere und erste Erfolge
Nun aber genug der Zahlen und Statistiken, die freilich schon bei der Lektüre der Spielernamen und Vereinszugehörigkeiten klar machen, in welch illustrer Runde Hans Jakob und sein SSV Jahn sich da befinden. Alle Spitzenkeeper, die öfter als der Regensburger im deutschen Tor standen, hatten nicht nur Bundesliga-, sondern auch Europapokal-Geschichte geschrieben. Weit davon entfernt natürlich der Verein, dem sich Hans Jakob im Jahre 1926 als gerade 18-Jähriger angeschlossen hatte. Auch, weil es damals natürlich weder die Bundesliga (noch nicht einmal die Oberliga) und schon gar nicht den Europapokal gegeben hat. Übrigens auch keine Welt- und Europameisterschaften. Als die deutsche Auswahl erstmals an der 1930 initiierten WM teilnahm, das war 1934 in Italien, war Hans Jakob jedoch mit von der Partie. Zunächst als Nummer 1b, denn das bemerkenswerte an der Nationalmannschaftskarriere Jakobs ist auch, dass es in den dreißiger Jahren eine ganze Reihe herausragender Torhüter bei den deutschen Spitzenvereinen (Legionäre, also deutsche Spieler in ausländischen Ligen, gab es seinerzeit und lange später ja noch nicht und wenn, dann zumeist unter Ausschluss von der Nationalelf, da der DFB das in den meisten Nachbarländern existierende Berufsspielertum ablehnte) gab. In Jakobs Zeit (1930-39) bei der A-Auswahl kamen auch Paul Gehlhaar (1928-31, Hertha BSC), Willibald Kreß (1929-34, Rot-Weiß Frankfurt, FC Mulhouse, Dresdner SC), Fritz Buchloh (1932-36, VfB Speldorf), Willy Jürissen (1935-39, Rot-Weiß Oberhausen), Heinrich Sonnrein (1935-36, FC Hanau 1893), Georg Köhl (1937, 1. FC Nürnberg), Hans Klodt (1938-41, Schalke 04), Rudolf Raftl (1938-40, Rapid Wien), Peter Platzer (1939, Admira Wien), Heinz Flotho (1939, VfL Osnabrück) und Erwin Deyle (1939, Stuttgarter Kickers) zu Nationalmannschaftsehren im Tor. Nur zwei, nämlich Willibald Kreß und Fritz Buchloh mit 16 bzw. 17 Einsätzen waren aber in der Ära Jakob ernstzunehmende Konkurrenten um die Nummer 1. Wobei der Dresdner Kreß eigentlich in den Anfangsjahren der Nationalmannschaftskarriere Jakobs der Favorit des Reichstrainers gewesen war – bis zum Halbfinale der WM in Italien gegen die Tschechoslowakei, als der ansonsten so sichere Rückhalt der deutschen Mannschaft nicht unschuldig an der Niederlage war. Der erste Reichstrainer Otto Nerz (seit 1926, zuvor „trainierte“ sich die Auswahlmannschaft quasi selbst und wurde nach Länder-Proporz durch den DFB-Spielausschuss berufen) und auch sein „Co“ und Nachfolger Sepp Herberger waren so verärgert über den „schönen Willibald“, dass dieser – trotz großer Erfolge im Ligabetrieb – nie mehr zur Nationalelf eingeladen wurde. Nun schlug Jakobs Stunde und im „kleinen Finale“ gegen Österreich hielt „Jakl“ den 3:2-Erfolg fest. Anlässlich der Ausstellung des Jahn Archivs zum 130. Jubiläum des SSV Jahn im Jahre 2019 hatte der Historiker Matthias Fischer von Fürst Thurn & Taxis Hofbibliothek und -archiv diesem Ereignis nachgespürt. So berichtete das „Regensburger Echo“ im Anschluss an die Weltmeisterschaft über Hans Jakob und das Spiel um den dritten Platz: „[…] Im Tor stand Jakob, der von der Schweizer Presse als besser und mutiger wie Kreß bezeichnet wird. Jakob ist, beneidenswert braun gebrannt, am Dienstag wieder in Regensburg eingetroffen.“