Die Wiederkehr von Jahrestagen, seien es nun Geburts- oder Sterbetage herausragender Persönlichkeiten oder Jubiläen von Institutionen oder besonderen Ereignissen, gibt die willkommene Gelegenheit, einmal wieder Rückschau zu halten, Gegenwart und Vergangenheit einzuordnen und auch in die Zukunft zu schauen. So ein Tag ist auch der 24. März, an dem wir dem Tode des berühmtesten und bis in unsere Zeit erfolgreichsten Fußballers aus Regensburg gedenken, der sich 2024 zum 30. Male jährt. Die Rede ist natürlich von Hans Jakob (1908 bis 1994), dem bis heute einzigen deutschen Fußball-Nationalspieler des SSV Jahn Regensburg.
Anlässlich des bevorstehenden Drittliga-Spiels am 30. März gegen Halle, das auch im Zeichen des Alt-Internationalen stehen wird, erinnert Jahn Archivar Prof. Dr. Wolfgang Otto an den einzigartigen Jahn Torhüter. Lest hier Teil 1 und Teil 2 der Serie.
Teil 3: Mitglied der „Breslau-Elf“
Hans Jakob, als Ersatztorhüter des ersten deutschen WM-Kaders nach Italien gereist, kam also als neue Nummer 1 zurück – und konnte sein Glück kaum fassen: „Als ich Willibald Kreß zum ersten Male spielen sah, wusste ich, dass ich so schnell keine Chance, in die Nationalelf aufzurücken, haben würde. Sein elegantes Spiel, seine Stellungskunst, sein Leiten aller Vorderspieler mussten begeistern,“ bekennt Hans Jakob in seinem Buch „Durch ganz Europa von Tor zu Tor“ aus dem Jahre 1949. Dieses Buch liegt dem Jahn Archiv natürlich schon lange vor, doch erst kürzlich wurde ihm wieder einmal ein Exemplar mit Original-Autograph zur Verfügung gestellt, das der Pfeffenhausener Michael Reithmeier in einer Internet-Auktion aufgestöbert hatte. Der begeisterte Jahn Anhänger und Dauergast auf der Hans Jakob Tribüne im Jahnstadion Regensburg hat inzwischen auch einen schönen Doppelhalter hergestellt, der Bezug auf den Titel nimmt. Hier hält Jakob statt des Balls aber einen verfremdeten Dompfaff-Schädel in Händen, wie er seit über 600 Jahren im Wappen des Marktes im Landkreis Landshut zu finden ist. Der kleine Vogel hat also nicht nur schon manche getraut, sondern traut sich offensichtlich auch einiges… Weitere Erläuterungen sprengen wohl den Rahmen und so mögen sich die Jungen bei den Alten informieren.
Zurück zu unserem Hans Jakob, der zwar tatsächlich ein Münchner Kindl war, aber als Sohn Regensburger Eltern, die so wenig Fußball affin waren, wie die meisten der damaligen Elterngeneration, schon bald an die Donau verpflanzt wurde. Dort war er, nachdem er sich seine ersten Fußballschuhe zusammengespart hatte, zunächst beim Lokalrivalen TV Regensburg aktiv, bevor er zum Sportbund Jahn wechselte, mit dem er im ersten Jahr in die erstklassige Bezirksliga Südbayern aufstieg. Das Jahr 1930 bildete einen weiteren Schritt auf der Karriereleiter für den jungen Tormann, zunächst gelang in der Südbayerischen Liga die Vizemeisterschaft hinter dem FC Bayern München, später in der Vorrunde der Süddeutschen Meisterschaft ein 3:0-Erfolg gegen den damaligen Rekordmeister 1. FC Nürnberg, Ende des Jahres, am 2. November, stand Jakob dann in Breslau gegen Norwegen (1:1) erstmals im Tor der Nationalmannschaft. Knapp sieben Jahre später, am 16. Mai 1937, war wiederum die schlesische Metropole Schauplatz des wohl größten internationalen Triumphs des Hans Jakob. Noch heute gilt dieses Spiel als eines der vollkommensten einer deutschen Fußball-Auswahl. Das Team, das der seit über einem Jahr ungeschlagenen dänischen Mannschaft mit 8:0 die höchste Niederlage ihrer Länderspiel-Geschichte beibrachte, wird in einer Reihe mit der „Wunder-Elf von Bern“ oder den anderen drei WM-Erfolgsteams genannt. Neben Jakob im Tor trug ein anderer Auswahlspieler, der junge Mannheimer Otto Siffling mit fünf Treffern wesentlich dazu bei. Erst vor kurzem kehrte eine kleine Gruppe junger Jahnfans von einer Begegnungsreise anlässlich des Auswärtsspiels beim SV Waldhof zurück, die das Fanprojekt Regensburg unter Matthias Weigert organisiert hatte, mit vielen interessanten Einblicken zu dem großen Idol des Mannheimer Fußballs, der mit nur 27 Jahren 1939 an einer Rippenfellentzündung verstarb.
Die „Breslau-Elf“ ließ mit ihren Erfolgen im Jahr vor der WM 1938 in Frankreich die schönsten Hoffnungen blühen. Dass dieses Turnier zu einer großen Enttäuschung wurde, hatte vor allem mit politischen Veränderungen zu tun. Durch den „Anschluss“ Österreichs im Frühjahr 1938 an das Hitler-Reich wurden zwei in dieser Zeit höchst erfolgreiche Mannschaften aus propagandistischen Gründen zusammengeworfen. Es sollte sich jedoch zeigen, dass diese kurzfristige Maßnahme nicht etwa zur Bildung einer noch besseren Mannschaft führte, sondern kräftig Sand ins Getriebe brachte. Der Fußball hatte in jener Zeit aber noch nicht den Stellenwert, als dass diese Erkenntnis auch auf das große Ganze übertragen worden wäre, zumal bei einer gänzlich „unsportlich“ geprägten Elite jener Zeit, die die Nationalmannschaft spätestens seit dem frühen Aus bei der Olympiade 1936 als untaugliches Propaganda-Instrument abgeschrieben hatte. Dazu kam direkt vor der WM auch noch ein privater Schicksalsschlag, der Hans Jakob die Reise nach Frankreich absagen ließ. Bereits in der ersten Runde (seinerzeit nahmen nur 15 Mannschaften an der Endrunde teil, so dass das Turnier mit dem Achtelfinale begann) war nach zwei Spielen gegen die Schweiz Endstation. Der nächste WM-Auftritt einer deutschen Mannschaft fand dann erst 16 Jahre später in der Schweiz statt.