Als Markus Palionis 2014 zum SSV Jahn kam stand dieser vor dem Abstieg in die Regionalliga. In den sechs Jahren danach ging es ausschließlich nach oben, inklusive vier Jahren 2. Bundesliga. Nun wechselt „Palle“ vom Spieler ins Trainerteam der Jahnelf. Eine Geschichte über Höhen und Tiefen, gute und schlechte Zeiten. Eine Geschichte über eine tolle Persönlichkeit und Werte. Die Geschichte des Markus Palionis.
Markus Palionis sitzt im Besprechungsraum der Jahnelf im neuen Funktionsgebäude am Trainingsgelände am Kaulbachweg. Er trinkt einen Espresso. Hinter ihm ein großer Bildschirm für die Videoanalyse, seitlich von ihm eine große Fensterfront, durch die man direkt auf Platz zwei des Trainingsgeländes blicken kann. Das Gebäude ist neu, vor nicht einmal einem Jahr wurde es von der Mannschaft bezogen. Damals war Palionis noch Spieler, heute ist er Teil des Trainerteams der Jahn Profis. Und Palionis ist derjenige, dem die Entwicklung des Jahn in den vergangenen Jahren heute tagtäglich am eindrucksvollsten vor Augen geführt wird.
Nach dem Gespräch packt Palionis schnell seine Sachen. Raus aus dem neuen, rein ins alte Funktionsgebäude. Hier ist alles deutlich finsterer, alt, ziemlich heruntergekommen. Man kann sich nur schwer vorstellen, dass sich die Jahnelf hier vor nicht allzu vielen Monaten noch auf die Spiele in der 2. Bundesliga vorbereitet hat. Für Palionis steht nun wieder Vorbereitung an. Am Abend trainiert er mit der U21-Mannschaft, die er seit dieser Saison verstärkt. Markus Palionis, ständig unterwegs zwischen zwei (Jahn-)Welten.
„Es sind wirklich zwei Extreme, dir mir jeden Tag vor Augen geführt werden. Man sieht, wie schön es die Profis hier inzwischen haben. Viele neue Spieler kennen die alten Bedingungen gar nicht. Im alten Gebäude gehst du rein und denkst dir: Ich will schnell wieder raus. Im neuen Gebäude arbeitet man wirklich sehr gerne und hat alles, was man braucht. Das ist etwas Besonderes und zeigt, was mit dem Jahn über die Jahre passiert ist“, unterstreicht Palionis. Er weiß aber auch, dass nicht die Räumlichkeiten entscheidend sind, sondern die Menschen, die in den Räumlichkeiten arbeiten.
Palionis und der Jahn: Anfangs eine Zweckgemeinschaft
Der heute 34-Jährige kann sich noch gut an seine Anfänge in der Oberpfalz erinnern. Im Oktober 2014 ist er zur Jahnelf gewechselt. Er war zu dieser Zeit vereinslos und der Jahn, bereits Tabellenschlusslicht in der 3. Liga, war auf der Suche nach neuen Spielern. Palionis hatte viel gehört vom Jahn, darunter nur wenig Gutes. Schwierige Umstände, ausbleibende Gehaltszahlungen, abgedrehter Strom. Ein Ruf, den der Verein zu dieser Zeit hatte. Ein Verein, zu dem man als Spieler also nicht zwingend wechseln wollte. „Aber wenn ich ehrlich bin“, blickt Palionis zurück, „hatte ich damals nicht wirklich andere Optionen.“ Palionis und der Jahn – anfangs also eine Zweckgemeinschaft.
Gegen die SG Sonnenhof Großaspach gab Palionis sein Debüt für die Jahnelf. 2:0-Heimsieg. Der Umschwung? Nein, es folgten nicht mehr viele Siege in dieser Saison. „Es war viel Unruhe im Team, kein guter Geist, vieles hat einfach nicht gepasst“, blickt der Verteidiger zurück. Eine Mannschaft sei ein sehr instabiles Gebilde, das leicht ins Wanken geraten könne, wenn einzelne Teile nicht passten. Palionis war auch verpflichtet worden, um als erfahrenerer Spieler voranzugehen und Verantwortung zu übernehmen. Das versuchte er. „Aber der Weg war gefühlt schon vorgezeichnet“, erinnert er sich. Für ihn selbst waren das „schwierige Momente“: „Es war ein tiefes Gefühl der Ohnmacht. Man hat Woche für Woche die Hoffnung, dass es besser wird. Das wurde es aber nicht. Für mich persönlich war der Abstieg ein Tiefschlag, der mich brutal getroffen hat.“
Palionis ging voran: „Es gab nur zwei Möglichkeiten…“
Doch Markus Palionis ist niemand, der in schwierigen Momenten wegläuft. Er ging voran, hat als erster Spieler der Abstiegsmannschaft einen neuen Vertrag unterschrieben und gleich um drei Jahre verlängert. „Anschließend musste ich die Saison erst einmal eine Woche Revue passieren lassen. Aber dann habe ich die Ärmel hochgekrempelt und wusste, dass ich jetzt vorangehen muss. Mir war klar: Jetzt müssen wir liefern und unser Ziel kann nur der sofortige Wiederaufstieg sein. Es gab für mich nur zwei Möglichkeiten: Entweder wir steigen auf oder ich sterbe auf dem Platz.“
Warum sich Palionis für einen langfristigen Verbleib in Regensburg entschieden hat? „Ich habe damals die Tendenzen gesehen, habe gesehen, welche Menschen hier arbeiten, die Geschäftsstelle mit Christian Keller an der Spitze“, sagt er. „Und ich habe mich auch verantwortlich gefühlt für den Abstieg. Das war für mich der wichtigste Faktor, dass ich nicht weglaufen wollte.“
In der Regionalliga-Saison ging Palionis dann als Kapitän auch voran. „Es sind damals die richtigen Spieler dageblieben“, sagt er und zählt einige Namen auf: Uwe Hesse, Wastl Nachreiner, Oli Hein, Marcel Hofrath, Marvin Knoll, Andi Geipl. „Das waren alles Spieler, die einen riesigen Teil dazu beigetragen haben, dass der Jahn in den letzten Jahren einen unglaublichen Weg gegangen ist“, so Palionis.
Das Porträt über Markus Palionis ist die Titelgeschichte der August-Ausgabe der Jahnzeit. Das ganze Porträt und alle weiteren Inhalte lest Ihr in der August-Ausgabe der Jahnzeit. Die Ausgabe ist wie gewohnt entstanden in Zusammenarbeit mit den Partnern Valentum Kommunikation GmbH (Layout), die printzen (Druck) & iHeft (multimediale Ausgabe). Das Corporate Design stammt von seitenwind. Die neue Jahnzeit in gedruckter Form ist auch in Jahn Fanshop am Jahnstadion Regensburg sowie im Jahn Onlineshop erhältlich.