Die Jahnschmiede will als zertifiziertes Leistungszentrum des SSV Jahn die besten Talente der Region Ostbayern in Regensburg fordern und fördern. Einige talentierte Spieler nehmen dafür viele Strapazen auf sich. Lange Fahrzeiten sind hier beispielsweise ein kräftezehrender Akt. Dank der Kooperation mit dem Internat der PINDL Schulen - eine von mehreren Partnerschaften mit regionalen Schulen - kann die Jahnschmiede seit vielen Jahren den Nachwuchsspielern die perfekte Unterbringung in der Nähe des Trainingsgeländes bieten.
Es ist ein Donnerstagmorgen. Die U15-Spieler Cem Halaco, Jonas Rohmann und Niklas Schicha ziehen sich gemeinsam mit ihren Teamkollegen in den Kabinen des Kaulbachwegs ihre Fußballschuhe an und bereiten sich aufs Training vor. Früh am Morgen, bei teils noch kalten Temperaturen, geht es vor der Schule raus auf den Kunstrasenplatz. Jede Minute zählt. Nach einer intensiven Einheit duschen sie sich und fahren zurück in ihre Schulen zum Unterricht. Acht Stunden voller Mathematik, Deutsch und Geographie stehen an. Die rund 170 Spieler der Jahnschmiede sind in 87 verschiedenen Schuleinrichtungen beheimatet - und das verteilt in ganz Ostbayern.
Auf dem Weg, seinen Traum “Fußballprofi” zu verwirklichen, spielt die Schule eine ebenso immens wichtige Rolle. Aufgrund voller Wochenabläufe und mitunter längerer Fahrzeiten werden die Hausaufgaben teilweise sogar im Zug oder im Auto der Eltern erledigt. Der Heimweg nach dem Training am Abend wird zum Vorschlafen genutzt, da am nächsten Tag um 8 Uhr ein weiterer Schultag ansteht.
Für die drei Jungs aus der U15 und die U17-Spieler Felix Schäffner, Mubin Limkoski und Timo Kurzka fallen diese Strapazen weg. Sie sind seit einiger Zeit im Internat der PINDL Schulen in der Dechbettener Straße in Regensburg untergebracht. Die sechs Talente haben so mehr Zeit, sich auf die Schule und den Fußball zu konzentrieren. „Die Vereinbarkeit von Schule und Leistungssport muss gegeben sein. Mit der Betreuung sind wir mit den Pädagogen der PINDL Schulen näher an den Jugendlichen dran und können das gewährleisten”, stellt Antonie Höldrich, Koordinatorin Pädagogik und Psychologie der Jahnschmiede, fest, die als Verantwortliche von Seiten des SSV Jahn die Jugendlichen betreut.
Im PINDL-Internat wird genau auf die Entwicklung der Talente abseits des Platzes geachtet. Stimmen die Noten und die schulischen Leistungen nicht, können die Jugendlichen auch nicht am Training teilnehmen und verlieren so wertvolle Zeit. „Besonders in der heutigen Zeit ist es wichtiger denn je, so transparent und ehrlich mit diesem Thema umzugehen: Nur wenige Talente kommen im Profifußball unter”, unterstreicht Höldrich. Ein Plan B und C seien notwendig, um im späteren Leben auch ohne den Profifußball ein erfülltes Leben zu führen. Unterstützt werden die Jahnschmiede-Talente dabei unter anderem von Internatsleiter Thomas Walther, der selbst aktiver Sportler ist und genau weiß, was die Jugendlichen umtreibt: „Wir verfolgen einen ganzheitlichen Ansatz und versuchen, sie einerseits individuell zu fördern sowie sie bei ihrer Persönlichkeitsentwicklung zu unterstützen, andererseits wollen wir sie aber auch in eine funktionierende Hausgemeinschaft integrieren.”
Gemeinsam wird im großen Speisesaal gegessen, wo auch immer ein frischer Obstkorb steht, gemeinsam werden in den unterschiedlichen Gruppenräumen die Hausaufgaben gemacht oder nach einem langen Schultag zusammen eine Runde Tischtennis gespielt. Damit bei dem vielen Trubel der so wichtige Schlaf nicht zu kurz kommt, herrscht gegen 22 Uhr Bettruhe. Dann ziehen sich die Jungs in ihre eigenen vier Wände zurück, die sie mit Poster ihrer Vorbilder oder Erinnerungen an ihre Eltern dekoriert haben.
„Für viele ist es ein großer Schritt, ihr Zuhause für die Schulwoche zu verlassen. Wir haben eine große Verantwortung gegenüber den Eltern und sind in ständigen und intensiven Austausch”, erklärt Walther: „Wir wollen eine Bereicherung für die Kinder und Jugendlichen darstellen.” Wie teile ich mir meine Zeit sinnvoll ein? Welche Dinge unternehme ich gerne in meiner Freizeit? Aber auch: Wie kümmere ich mich um meine Sachen? Wie halte ich Ordnung in meinem Zimmer? Die Talente sollen Selbstständigkeit lernen. „Das ist kein so leichtes Unterfangen. Es spielen viele Aspekte eine Rolle. Sie sind unter der Woche weg vom Elternhaus und müssen Verantwortung für sich und ihr Verhalten übernehmen”, ordnet Höldrich ein. Selbstständigkeit sei auch für das PINDL ein wesentlicher Pfeiler ihrer Arbeit. „Wir wollen den Schülerinnen und Schülern nachhaltig Werte vermitteln, die ihnen dabei helfen sollen, ein erfolgreiches und erfülltes Leben zu führen, ganz gleich, ob man Fußballprofi wird oder nicht”, betont Walther. Ziel sei es, die Balance aus der individuell höchstmöglichen Bildung und dem Leistungssport zu finden.
Wie achte ich auf meine mentale Gesundheit? Welche Lehren kann ich aus Niederlagen ziehen? Wie kann ich mich neu justieren nach Rückschlägen? All das sind Thematiken, die die jungen Menschen beschäftigen. Umso wichtiger ist der enge Austausch zwischen ihnen und dem pädagogischen Team der PINDL Schulen. Einerseits soll zu allen Jugendlichen eine persönliche Beziehung aufgebaut werden, andererseits aber auch eine positive Erziehung gewährleistet sein.
Ein Drahtseilakt, den die Pädagogen bewältigen müssen. Antonie Höldrich ist mehr als zufrieden, wie das umgesetzt wird und diese Kooperation seit vielen Jahren läuft: „Wir sind sehr dankbar für die vertrauensvolle Partnerschaft mit den PINDL Schulen. Die Zusammenarbeit läuft hervorragend und alles geht Hand in Hand.” Das kann auch Internatsleiter Walther bestätigen: „Wir haben eine gemeinsame Sprache entwickelt und auch die PINDL Schulen haben die Jahn DNA verinnerlicht. Es läuft wirklich gut.” Kein Wunder also, dass die Kooperation kürzlich neu aufgesetzt und verlängert wurde, sodass die Jahnschmiede-Talente weiter im PINDL-Internat ein zweites Zuhause beziehen können.
Statt langer Autofahrt kann mit dem Fahrrad oder dem Bus vom PINDL-Gelände zum Kaulbachweg gefahren werden. Rund um die Uhr steht ihnen im Internat ein kompetenter Ansprechpartner mit Rat und Tat zur Seite, der sie durch alle Höhen und Tiefen des jungen Lebens begleitet. Auf dem Weg zum Fußballprofi geben die Jugendlichen ohnehin Einiges auf, das für andere normal ist. Damit sie mit den vielen Herausforderungen und Fragen, die das Leben bereithält, nicht auf sich allein gestellt sind, werden sie von den Pädagogen der PINDL Schulen optimal unterstützt. So können sie sich im Internat auch unter der Woche wie zu Hause fühlen.
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