"Ich versuche durch Tasten gewisse Dinge auszuschließen und nach Auffälligkeiten zu suchen. Da wird man schneller und besser mit der Zeit. Die Erfahrung hilft dabei."
Auf deiner Bank haben sich schon einige Spieler über Jahre behandeln lassen, wichtige Personen wie Marco Grüttner, Oli Hein oder Wastl Nachreiner. Wie war der Umgang mit ihnen? Kannst Du einen Umgang zur jüngeren Generation erkennen?
Das ist eine schwierige Frage (schmunzelt). Ich würde sagen, das waren damals schon starke Charaktere. Im Vergleich zu den jüngeren Spielern haben sie viel mehr erlebt. Die Jüngeren wissen teilweise noch gar nicht, wie es im Profibereich zugeht. Und die Spieler, die genannt wurden, sind zweimal hintereinander und miteinander aufgestiegen. Sie sind zusammengewachsen und mit ihren Herausforderungen gewachsen. Die Erfahrung fehlt den jüngeren Spielern einfach noch. In meinem Fall können sie es auf jeden Fall besser beschreiben, wenn etwas mit ihrem Körper nicht stimmt, weil sie es vielleicht schon einmal in der Vergangenheit erlebt haben. Sie wissen um ihre Blessuren, wo sie ihre Probleme haben und können das besser einschätzen. Ein junger Spieler kann es dir oftmals nicht genau beschreiben und einschätzen.
Kommunikation ist ein sehr wichtiger Bestandteil deiner Arbeit. Im Vorgespräch musst Du herausfinden, wo genau es zwickt. Wie gehst Du dabei vor?
Es geht zunächst in die Testung rein und du versuchst herauszufinden, wo das eigentliche Problem liegt. Ich versuche durch Tasten gewisse Dinge auszuschließen und nach Auffälligkeiten zu suchen. Da wird man schneller und besser mit der Zeit. Die Erfahrung hilft dabei. Viele Dinge habe ich schon einmal gesehen und weiß, wo es herkommt. Dann kann ich gleich in die Behandlung gehen. Trotzdem gibt es Problematiken, die sich schwer alleine mit der Physiotherapie behandeln lassen und besser vom Arzt abgecheckt werden müssen. Ich kann mittlerweile die Zeiten sehr gut abschätzen, wie lange die jeweilige Problematik benötigt, um zu verheilen. Beim Thema Kommunikation geht es natürlich dann auch darum, allen so schnell wie möglich eine Ausfallzeit zu kommunizieren, gerade bei schweren Verletzungen. Sofern ich die Diagnose habe, heißt es, Achim Beierlorzer anrufen, Trainerteam kontaktieren und alles schriftlich festhalten. Mir ist es auch wichtig, dann bald in die Mannschaft hinein zu kommunizieren und den Hinweis mitzugeben, sich gegebenenfalls beim verletzten Mitspieler zu melden.
Als Physiotherapeut bist Du sehr nah an der Jahnelf dran, bist aber auch für das Trainerteam ein wichtiger Ansprechpartner. Besteht ein Interessenkonflikt und stehst Du in gewisser Hinsicht zwischen den Fronten?
Man ist auf jeden Fall auf eine gewisse Art und Weise zwischen den Fronten, es geht auch gar nicht anders. Der Trainer möchte die Spieler so schnell wie möglich zurück im Kader haben und auch die Spieler haben ein persönliches Interesse daran. An mir und den Ärtzten liegt es abzuschätzen, wann gewartet werden muss und wann man eine Schmerzgrenze überschreiten kann. Das kommt ganz auf die Verletzung an. Beispielsweise bei einem Schlag auf den Knöchel ist es zu verkraften, bei vielen muskulären Thematiken allerdings nicht. Es ist ein Ritt auf der Rasierklinge, denn gibt man den Spieler zu früh frei, kann es zwar gut gehen, weil er nichts mehr spürt, jedoch auch bei einer falschen Bewegung schnell schlimmer werden. Dann fällt der Spieler noch viel länger aus. Das ist aber keine Entscheidung, die das Medizinische- oder Trainerteam trifft, es geht nur gemeinsam mit dem Spieler und die sind alle individuell. Manche gehen eher ins Risiko oder können mit dem Schmerz gut umgehen, andere wollen vom Arzt ein MRT oder ein Ultraschallbild, um sicher zu gehen. Das alles macht es umso komplexer.