Nun ist er da, der neue Chef-Trainer des SSV Jahn: Michael Wimmer kehrt in seine Heimat nach Ostbayern zurück. In Regensburg will der 44-jährige Fußball-Lehrer eine neue Euphorie entfachen. Viel Eingewöhnungszeit hat er nicht. Weil er aber selbst sagt, dass bereits vieles bekannt ist, wird er diese vermutlich auch nicht benötigen. Dennoch wollen wir Euch den Inhaber der UEFA-Pro-Lizenz und neuen Jahn Trainer im Porträt genauer vorstellen und einen Einblick in seine Arbeitsweise, seine Philosophie und seinen Werdegang geben.

Seine Geschichte beginnt auf den Fußballplätzen Niederbayerns, in Dingolfing, Landshut, später beim TSV 1860 München. Als Spieler war er unterwegs im gehobenen Amateurbereich, unter anderem für den SV Lohhof in der damals drittklassigen Regionalliga Süd.
Auch wenn seine Karriere als Spieler abseits der großen Bühnen des Landes stattfand, zeigte sich früh, worin seine Stärke lag: in der Fähigkeit, als Trainer mit ambitionierten Spielern und Menschen zu arbeiten. Schon früh als Aktiver stand er in seiner Heimatstadt Dingolfing als Stützpunkttrainer an der Seitenlinie, gab sein Wissen beim FC Dingolfing weiter und förderte junge Talente, bevor er in die Hauptberuflichkeit ging.
Nachwuchsarbeit als Fundament seiner Trainerlaufbahn
Der erste große Schritt kam mit 30 Jahren: Wimmer wurde 2010 Nachwuchstrainer beim 1. FC Nürnberg. Dort lernte er, was professionelle und nachhaltige Ausbildung in einem Nachwuchsleistungszentrum bedeutet. Er trainierte die U15, die U17, später die U16. Er war Co-Trainer der zweiten Mannschaft, Chef-Trainer der U23 und unterstützte in Übergangsphasen die Profis. Wertvolle Erfahrungswerte für einen jungen Trainer. Über ein Jahrzehnt lang war er Teil dieses professionellen Systems, das auf die Entwicklung junger Talente setzte. Wimmer selbst lernte so direkt an der Basis.
„Ich habe das Gefühl, dass wir ins Jahnstadion Energie und Überzeugung zurückbringen müssen. Das zählt für mich in erster Linie“

Vom Assistenten zum Anweiser an der Seitenlinie
Zur Saison 2018/19 wechselte er in die Bundesliga – als Co-Trainer beim FC Augsburg von Manuel Baum. Später folgte der VfB Stuttgart, wo Wimmer unter anderem mit Pellegrino Matarazzo und Tim Walter arbeitete. Gemeinsam mit dem Trainerteam schaffte er 2020 den Aufstieg in die Bundesliga. In dieser Zeit absolvierte Wimmer auch seine Weiterbildung zum Fußballlehrer – mit Erfolg. Als der VfB 2022 in der Krise steckte, übernahm er die verunsicherte Mannschaft als Interimstrainer. Sechs Spiele, drei Siege, neue Stabilität. Auch wenn seine Reise dort enden sollte - die Verantwortlichen entschieden sich für den erfahrenen Bruno Labbadia - konnte Wimmer zufrieden auf diese Phase blicken. Es verstärkte allerdings seinen Wunsch, selbst mehr Verantwortung zu übernehmen.
Erste Chefrolle beim Traditionsverein Austria Wien
Im Januar 2023 wechselt Wimmer als Cheftrainer zu Austria Wien. Erstmals bekam er die volle Verantwortung übertragen. Die Ausgangslage sollte keine leichte sein. Der gefeierte Vorgänger Manfred Schmid hatte bei den Veilchen, wie man den Fußball-Klub aufgrund der lila Vereinsfarbe nennt, Heldenstatus und war bereits als Spieler über viele Jahre dort aktiv. Wimmer empfand den Gegenwind der Fans zu seinem Start nie als persönlich oder gegen ihn gerichtet. Mit kontinuierlich guter Arbeit verdiente er sich das Vertrauen auch bei den Anhängern. In seiner ersten Saison als Chef-Trainer erreichte er mit dem Team die Qualifikation für den europäischen Wettbewerb, scheiterte höchst dramatisch am polnischen Spitzenklub Legia Warschau in der Nachspielzeit. In der zweiten Saison blieb der sportliche Erfolg aus, der gemeinsame Weg endete vorzeitig. Doch auch das gehört zu einer Trainerkarriere: das Wissen, wann man loslassen muss und welche Lehren man daraus schöpfen kann.
„Ich möchte ein mutiges, aktives Spiel sehen und den Gegner permanent stressen. Der eigene Ballbesitz ist mir ebenfalls wichtig. Auch mit Ball will ich intensiv spielen und in der Lage sein, Spiele zu dominieren. In allen Phasen möchte ich Klarheit haben und sehen, dass wir alle zusammen agieren. Ich will Kompaktheit und Geschlossenheit auf und neben dem Platz haben. Mein Motto lautet: Unsere Identität soll unsere Intensität sein.“

Abenteuer Schottland: Gefeierter Klassenerhalt im Abstiegskampf
2025 führte ihn sein Weg dann nach Schottland zum Motherwell FC. In der mittelgroßen Stadt nahe der Hauptstadt Glasgow, die vor allem für ihre Stahlproduktion bekannt war, widmete sich Wimmer seiner nächsten Herausforderung. Eine Mannschaft im Tabellenkeller der ersten schottischen Liga, ein Verein unter Druck. Wimmer übernahm, stellte um, stabilisierte. Im legendären Ibrox-Stadion der Glasgow Rangers sollte ihm ein fantastischer Sieg gelingen. Als krasser Außenseiter traf der Motherwell Football Club auf den Rekordmeister Glasgow Rangers (55 Meisterschaften, genauso viele wie Celtic Glasgow). Am Ende feierte Michael Wimmer mit seinen Mannen einen hart erkämpften 2:1-Sieg. In den Playoffs holte er mit dem Team drei Siege und den Klassenerhalt. Wieder war es seine klare, harte Arbeit – sachlich und fokussiert.
Rückkehr in die Heimat
Dass Wimmer seine Zelte in Großbritannien bereits nach nur 12 Spielen wieder abbauen musste, resultierte auch aus einer gemeinsamen Entscheidung mit seiner Familie: „Irgendwann nach Ostern haben wir uns mit der Familie zusammengesetzt und gesagt: Wenn es eine Möglichkeit gibt, wieder nach Deutschland und heimatnah zu kommen, dann würden wir das gerne wieder machen. Dass es so heimatnah ist, ist natürlich Wahnsinn. 'Family first', der Mensch bin ich auch.“
Mit Michael Wimmer kommt ein Trainer zum SSV Jahn, der in seiner Karriere viele Perspektiven kennengelernt hat: den professionellen Nachwuchsfußball, die Bundesliga, die Arbeit bei einem emotionalen Traditionsverein sowie die Rolle eines britischen “Managers” in Schottlands erster Liga. Er hat Teams entwickelt, Systeme aufgebaut und Talente gefördert. Er ist keiner, der sich in den Vordergrund drängt und selbst von sich sagt, als Mensch ruhiger zu sein. Auf dem Platz will er emotional und aktiv sein. Sein Fußball ist mutig, intensiv, zielstrebig. Seine Kommunikation ist klar und seine Grundprinzipien wie beispielsweise Offenheit, Ehrlichkeit, Selbstkritik und Teamgeist sind nicht verhandelbar.
Wir freuen uns, mit Michael Wimmer in die neue Saison zu starten und wünschen ihm dabei viel Erfolg!